Dienstag, 30. September 2014

Goldener Herbst in der Slowakei


Wie der Herbst üblicherweise so ist, ist er natürlich nicht immer wirklich goldig; wir fahren gelegentlich durch Regen und Nebel, aber dennoch scheint größtenteils die Sonne und wir erfreuen uns an den bunten Blättern. Heute war wieder ein Traumtag auf 2 Rädern und nur die tiefstehende Sonne gegen später erinnert uns an die Jahreszeit...und die paar rotgoldenen Blätter natürlich. So isses halt, zur Wies'n Zeit, und das nicht nur in München.

Heute konnte ich mich sogar kurz über einen einsamen Storch in einem Feld freuen, da wir schon sooo lange keine Störche mehr gesehen haben; dann realisierte ich, dass dieser Storch definitiv den Abflug seiner Truppe gen Süden verpasst haben muss (oder noch schlimmer: er ist krank und durfte nicht mit)...das stimmt mich dann doch sehr traurig. Welch grausame Natur!

Und Abends, nach Sonnenuntergang, wird die Natur auch zu uns grausam: es wird empfindlich kalt; die Draussen-Sitz-Saison am späten Abend ist für uns Warmduscher definitiv vorbei.
Das ist dann wohl auch der Grund, warum wir seit dem 15. September unser Zelt nicht mehr aufgebaut haben. Die Aussicht bei deutlich 1-stelliger nächtlicher Temperatur in unseren Sommerschlafsäcken, die wir noch nicht mal zusammenzippen können, im Zelt zu frieren, erleichtert uns immer wieder die Entscheidung gegen Zeltplatz und für Hostel/Pension; wie ihr wisst waren wir zuletzt sogar in einem richtigen Hotel. Mit Lagerfeuer im Zimmer...man war das heiß.

Ähnlich heiß fühlte es sich heute dann auch auf dem Motorrad in der Sonne an; wir kommen mit unseren vorsorglich eingezogenen Regenmembranen fast ins Schwitzen auf der Fahrt zum meistbesuchten Schloss der Slowakei Bojnice und ins idyllische Dörflein Cicmany.

Die Schlosssaison ist definitv auch vorbei. Am Eingangstor stehen zwar Preisschilder, aber das Kassenhäuschen ist nicht besetzt; das Tor und viele Türen stehen aber offen, so dass wir ungestört in den Hof und weiter gehen können. Constantin führt uns in die Schlosskatakomben, immer dem Licht nach bis wir uns in der Schlosseigenen Tropfsteinhöhle wiederfinden. Ich denke nur: Hoffentlich schaltet jetzt niemand das Licht aus! Und tatsächlich sehen wir am Ausgang der Höhle eine einsame Fledermaus in einem Eckchen von der (niedrigen) Decke hängen; sie räkelt sich, vom künstlichen Licht gestört und will doch nur schlafen. Und Constantin der Wicht hat nichts besseres zu tun, als dieses arme Geschöpf zu fotografieren, mit vollem Blitzlicht! Die schläft nie wieder ein.

Wir schaffen es noch vor der Mittagspause raus aus dem Schloss und sehen tatsächlich, wie diverse Türen und Tore vom Personal zugeschlossen werden. Zum Glück waren wir nicht später drin!

Und so sitzen wir jetzt in Povazska Bistrice (Waagbistritz, eine unheimliche Plattenbaustadt) und warten auf den für morgen angekündigten Regen. Vielleicht wird's ja nicht so schlimm, und wir fahren weiter in die Tschechei: Olomouc (Olmütz) ist die nächste Station. Unweit von dort ist das Geburtshaus meines Vaters, das wir (be-)suchen und fotografieren werden. Denn wir wissen: es steht noch und wird von ganz lieben Leuten bewohnt.

Spätestens am Donnerstsag werden wir also dort eintrudeln...in dem letzten Ausland unserer Motorrad-Reise.

Auch das stimmt mich irgendwie traurig.

Aber wir alle wissen ja: The Show must go on! Lasst euch überraschen.

Kirche auf dem Kalvarienberg in Banska Stiavnica

Das Schloss von Bojnice
Die bemalten Häuser von Cicmany 

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Montag, 29. September 2014

Kulturhauptstadt Europas, UNESCO WeltKultur- und -Naturerbe.....wir werden mit Titeln überflutet


Von Rumänien nehmen wir Abschied, indem wir noch 2 Nächte in der schönen Stadt Oradea (Großwardein) mit wunderschönen Gebäuden im Sezessionstil verbringen. Viele der Gebäude sind noch nicht renoviert, was dem Gesamteindruck aber in keinester Weise schadet, eher das Gegenteil ist der Fall.
Oradea bei Nacht ...

... und bei Tag

Von hier ist es ein Katzensprung nach Kosice (Kaschau) in der Slowakei. Kosice hatte den Titel Kulturhauptstadt Europas 2013 inne und ist sicherlich einen Kurzbesuch wert. Aber mehr als ein 'nett' würde ich dieser Stadt nicht unbedingt geben.

Wir fahren weiter Richtung Hohe Tatra; wir wollen doch endlich mal wieder wandern.

Unterwegs machen wir bei kühl-regnerischem Herbstwetter einen Mittagsstopp an der Dobsina-Eishöhle, ein UNESCO Weltnaturerbe. In der Höhle ist es immer kalt, darum macht das Nieselwetter draussen erst mal gar nichts aus. Dies ist unser erster Besuch in einer Eishöhle. Leider verstehen wir von der slowakischen Führung so gar nix, sind aber dennoch beeindruckt von der Eismasse, und den Eis-Stalagniten, die wir hier unten sehen.
In der Eishöhle

Wir sind froh, kurz später in unserer Pension in Levoca (Leutschau) anzukommen und erstmal wieder aufzuwärmen.

Levoca bezeichne ich der Einfachheithalber auch als 'nett'; im Grunde genommen reicht ein einstündiger Spaziergang aus, um den historischen Stadtplatz zu erkunden. Und tatsächlich stehen hier ein paar Reisebusse. Diese Stadt wurde 2009, welch Überraschung, auf der UNESCO Weltkulturerbe Liste eingetragen. Wir fragen uns (schon seit einiger Zeit), wer eigentlich diese Liste führt und ob wir nicht auch mal ein paar Vorschläge einreichen dürfen.

Wir sagen: Hier liegt eindeutig der Hund begraben; denn Abends ist von den Bussen nix mehr zu sehen. Leider ist auch von dem angekündigten Kinofilm 'The Equalizer' nix zu sehen, da die Mindestbesucherzahl 5 Personen ist; wir sind aber auch beim besten Willen nur zu zweit.

Die Wetteraussicht ist nicht so prächtig, der Weg von hier in die Hohe Tatra aber sehr kurz.
Grund genug, uns ein klein wenig Luxus zu gönnen und uns kurzerhand im GrandHotel Praha mit tollem Spa Bereich einzumieten.

Da macht doch die Kälte und das bisschen Regen weiß Gott nichts mehr aus. Und selbst bei dem strahlendem Sonnenschein, den wir am Sonntag dann doch kriegen, geniessen wir nach vollbrachter Wanderung nochmals den Saunabereich in vollen Zügen, zwischen den Gängen können wir uns am Aussenpool bei Bergblick sogar nochmal sonnen.

Und um euch endgültig zu langweilen erzählen wir noch, dass wir beide Abende am Kaminfeuer in unserer Deluxe Suite verbringen; wir hatten das Glück eines kostenlosen Upgrades. Ganz nach dem Motto: Man gönnt sich ja sonst nichts!

Und dann finden wir uns nach traumhafter Fahrt durch die niedrige Tatra im nächsten UNESCO Weltkulturerbestädtchen wieder. Wir sagen: Sehr nett hier, aber leider ist auch in Banksa Stiavnica der Hund sowas von begraben...
Wandern in der Hohen Tatra



Mittwoch, 24. September 2014

Kurioses und andere Fakten (I)


1. Die ungeduldigen Türken

In vielen Ländern, die wir kürzlich bereisten, ist an den Ampeln ein Sekundenzähler angebracht. Gut so, dann weiss jeder, wie lange die Phase noch dauert. Kurios ist, dass in der Türkei spätestens ab der roten 3 das Gehupe hinter einem losgeht - wer erst bei grün losfährt ist definitv der letzte.

2.  Ja, nein, vielleicht?

Alles klar, könnte man denken. Verwirrend wird es in Bulgarien, wenn der Busfahrer eine Frage nach dem Fahrziel zwar mit heftigem 'Da, da' bejaht, dazu aber den Kopf schüttelt. Wir verstehen natürlich das 'Da, da', schaffen aber nicht die Verbindung zum Kopfschütteln, was nach unserem Verständnis eine Verneinung ist. In Bulgarien ist die Kopfbewegung jedoch 'richtungsverkehrt': Nicken heißt NEIN, Kopfschütteln heißt Ja. Alles Klar?

3. Kreisverkehr - die Meisterübung

Kreisverkehre gibt es en masse in allen Ländern, durch die wir gekommen sind. Die Regeln hierzu haben wir jeweils immer noch nicht ganz raus. Zwar sagte unsere Recherche, dass in der Türkei der Verkehr im Kreis wartet, der Einfahrende hat Vorfahrt; dies widerspricht allerdings der Beschilderung, nach der eindeutig der Einfahrende Vorfahrt achten muss (entsprechend der Regel in Deutschland). Das schert die Wenigsten. Der gemeine Türke fährt noch nach der 'alten' Regel, und tatsächlich gewährt meistens der Verkehr im Kreis dem Einfahrenden Vorfahrt (und es wird auch vom Einfahrenden so erwartet, der manchmal so ganz ohne Seitenblick einfährt). Ich würde mich darauf jedoch nicht verlassen. Besser ist der gute alte Blickkontakt und nachfolgende Einigung, wer zuerst fahren darf.

Anders sieht das natürlich im Iran aus; hier gilt die alte Regel: sans peur in den Kreisverkehr reinrollen, mit dem Strom mitfahren und an der gewünschten Ausfahrt (hoffentlich) wieder ausspucken lassen. Das klappt überraschenderweise ganz gut.

4. Stadtverkehr im Iran - immer Zeit für ein kleines Schwätzchen nebenher

Die kontaktfreudigen Iraner sind definitiv diejenigen Autofahrer, die uns immer am knappsten überholten. Kein Wunder also, dass es auch im Stadtverkehr seitlich (und vorne und hinten) gerne mal sehr knapp zugeht. Kurios war für uns allerdings, dass viele Autofahrer und auch die Mitfahrenden ihre Köpfe Richtung geöffnetes Fahrerfenster streckten, um uns besser sehen zu können, und nebenher ein Schwätzchen halten zu können: Where do you come from? etc...

Aber hallo, liebe Iraner, wir müssen uns doch voll und ganz auf diesen chaotischen Stadtverkehr konzentrieren und haben jetzt wirklich keine Zeit für Small Talk mit dem Nachbarn.

5. Ein frischer Fisch gefällig? - Essensgeschenke im Iran

Im Iran wurde uns sehr häufig nach kurzem Kontakt Essen angeboten, dass gerade greifbar war: zumeist Obst, eingelegte Früchte, natürlich auch Suppe oder gekochte Speisen am Campingplatz.
Kurios war jedoch der Speisefisch, der uns in einer Plastiktüte schwimmend an einem der schottrigen Bergpässe von einem Autofahrer angeboten wurde. Dieser hatte wohl gerade nichts anderes greifbar, aber wir konnten in diesem Augenblick wirklich nichts mit dem Fisch anfangen, waren wir doch selbst mit dem Motorrad unterwegs. Und so war dieser frische Fisch tatsächlich das einzige Essensgeschenk, das wir erfolgreich ablehnen konnten.

6. Sprachbarrieren

Nicht dass wir die tollen Sprachkünstler gewesen wären. Ausser den wichtigsten Phrasen wie "Danke", "Hallo" und "Auf Wiedersehen" hat es in den meisten Ländern nicht gelangt. Witzige Situationen gab es dafür zur Genüge. Zum Beispiel die vielen iranischen Polizisten, die nach eingehendem Studium unserer Pässe und wichtigem Aufschreiben irgendwelcher Nummern daraus freundlich lächelnd fragten: "Where you from?". Oder auch der türkische Polizist, der uns freundlich mit "Do you speak english?" an der Tankstelle begrüßte. Leider konnten wir das Gespräch nicht fortsetzen, da dieser Satz wohl der einzige war, den er konnte.

Fortsetzung folgt...
Welche Sprachen sprechen die freundlichen Herren wohl?

Immer gleich Teil der Familie ... in der Türkei

Dancing Queen in Armenien



Sonntag, 21. September 2014

Zu Gast bei den Hell's Angels - Ja mögen die denn keine Rockmusik?

Ja ja, die Biker Party Samstag Abend war schon arg witzig. Wir kommen an und fühlen uns ohne Clublederjacke oder -Weste (auch Kutte genannt), so ganz ohne einen Fetzen schwarzes Leder am Leib wahnsinnig underdressed. Bin ich froh, dass ich inzwischen eine Jeans dabei habe und sogar ein schwarzes T-Shirt.

Auch die anwesenden Damen führen tolle Outfits aus; bei einigen könnte man meinen, man sei in einem SM Club gelandet, andere haben nur oben und unten einen 'String'.

Aber da stehen wir ja drüber; wir mischen uns munter unters Volk, und betreiben People watching.
Verschiedene Motorradclubs aus Rumänien und die Hell's Angels aus aller Welt sind hier zusammengekommen, um zu feiern. Die schweren Jungs sehen wirklich alle sehr böse aus und blicken geübt düster drein. Die Kumpels von Dragos sind aber alle super nett.

Was die Musik auf der Party angeht erleben wir eine bitterböse Überraschung. Ja, mögen denn die Hell's Angels keine Rockmusik? Das härteste was wir hier hören ist Aerosmith.

Wir erleben einen Zeitsprung zurück in die 90er (und noch viel weiter); toll, das war meine heftigste Clubbing Zeit, Rap war ganz groß. Immerhin kann ich bei jedem Song mitsingen: Stereo MC's, DeeLite, Mista Dobalina (ich fasse es nicht!), Jump around, B52's Love Shack (unglaublich), James Brown darf natürlich auch nicht fehlen.

Lenny Kravitz, Run DMC und Beastie Boys sind dann immerhin noch die härteren Sachen bevor die Musik endgültig auf Ballermann Niveau abdriftet. Meine dezente Anfrage, ob wir nicht mal ein bisschen System of a Down, Rammstein oder halt einfach was Härteres hören können beantwortet der DJ mit einem simplen: 'Then the whole crowd will leave the room.'

Na alles klar, ihr ach so harten Jungs. Dann halt doch lieber weiterkuscheln zu Mainstream-Pop, aber ohne uns.

P.S.: Auf der ganzen Veranstaltung galt: keine Fotos von den harten Jungs; und trotz Softpoprock wollten wir uns doch nicht mit der Meute anlegen.


Draussen durften wir dann aber doch zwei Fotos Machen, mit Dragos und seiner Biker 'Nanny'

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Couchsurfing in Timisoara



Endlich schaffen wir es auf eine fremde Couch; bzw. auf eine fremde Matratze. Wir wohnen in Timisoara bei Dragos, einem passionierten Chopper-Fahrer, der uns herzlich empfängt und uns seine große Matratze überlässt, während er selbst auf der Gästematratze schläft.

Wir sind noch nie Couchgesurft.

Zum Couchsurfing hat Constantin, der planvolle Social Media & Co. Nutzer, uns vor der Reise angemeldet, weil es im Iran eine große Couchsurfing-Gemeinde gibt. Das schien eine gute Möglichkeit, Land und Leute kennenzulernen. Allerdings haben wir dies dort gar nicht genutzt, da wir meistens wild campten. Zu dritt wäre es wohl auch schwer geworden, eine freie Couch zu finden; die meisten Anbieter limitieren die Anzahl der Gäste auf 2.

Wir haben durchaus schon vorher mal in der Türkei und Bulgarien schwache Anläufe gestartet, eine Couch zu finden. Allerdings scheint dies kurzfristig eher schwierig zu sein.

Aber jetzt sind wir ja hier bei Dragos, die Motorräder sind in seiner Garage mit 2 weiteren Motorrädern abgestellt und wir können uns rege zum Thema Biken aber auch anderes unterhalten. Die Wartezeit bis Dragos vom Arbeiten kommt verkürzen wir mit einem ersten Stadtbummel. Unsere Bikes dürfen wir kostenlos auf einen bewachten Parkplatz stellen und sogar unsere Klamotten im Büro lagern - der Parkwächter ist ebenfalls Biker.

Am Samstag zeigt Dragos uns seine Lieblingsplätze in der Stadt, insbesondere die ansässige Bauerei (die älteste in Rumänien) mit schönem Biergarten. Abends nimmt er uns sogar mit zu einer richtigen Biker Party.

Die Stadt Timisoara ist übrigens das Herz der rumänischen Revolution von Dezember 1989. Darüber hinaus ist das historische Zentrum zur Zeit eine Mega-Baustelle, da sich Timisoara als Kulturhauptstadt 2021 bewirbt und in diesem Rahmen die komplette Altstadt auf einmal saniert wird. Wir finden die Stadt dennoch sehr charmant, immerhin sehen wir hier noch die original Bausubstanz und sind gespannt auf das Nachher Bild, das wir sicher auch mal begutachten werden. Geplante Fertigstellung: 29. Juli 2015.

Kerstin & Dragos planen unseren Stadtspaziergang

Werwölfe an einem Kaufmannshaus?


Eindrücke aus Timisoara
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Freitag, 19. September 2014

Jetzt wird's nass


Frohgemut brechen wir in Bukarest bei gewohnt strahlendem Himmel gegen Westen auf. Wir wollen schliesslich das hübsche Durchbruchstal der Donau an der Grenze zu Serbien, Eisernes Tor genannt, erkunden, bevor wir uns über Timisoara und Oradea Richtung Ungarn/Slowakei von Rumänien verabschieden.

In Valcea campen wir endlich mal wieder und packen trotz nächtlichen Regens morgens ein trockenes Zelt ein. Hier jedoch erfahren wir schon von den heftigen Regenfällen im Westen des Landes mit den Überflutungen und Erdrutschen. Unbeirrt fahren wir weiter Richtung Tagesziel Orsova, von wo aus die hübsche DN57 entlang des hier sehr schönen Donautales führt.

Wir schaffen es bis kurz vor Orsova; in Baile Herculane mieten wir uns durchgenässt in die erstbeste Pension ein und bleiben erst mal 2 Nächte. Warum hier schon die Römer kurten können wir angesichts der hübschen bergigen Landschaft drumherum noch erahnen. Warum der arg verfallene Ort mit den verfallenden, den Blick belästigenden Hochhaushotels auch heute noch vielfach ausgelobt wird, ist uns ein Rätsel. Vielleicht haben wir das wahre Herz des Kurortes nicht gefunden?

Wir sehen Hochwasser in den Nachrichten, recherchieren, dass das auch entlang der geplanten Route ist/war, und dass wohl die DN57 ab Svinita gesperrt ist. Der Pensions-Manager ruft am Morgen der Abfahrt nochmal einen Kumpel an, der meint, mit dem Motorrad müsste man durchkommen. Nun ja.

Wir fahren nach Orsova, wo sichtbar Hochwasser war und die Aufräumarbeiten im Gange sind. Entlang der DN57 kommen wir immer wieder an Aufräumarbeiten nach Hochwasser oder Erdrutschen vorbei, bis wir in Svinita vor dem Durchfahrt verboten Schild stehen. Die Strecke hierher ist wirklich sehr schön, immer den Blick ins Flusstal und nach Serbien kurven wir mal auf Asphalt, mal auf Schotter dahin. Wir entscheiden uns nach dem bisher gesehenen gegen eine Weiterfahrt und drehen um. Wir haben keine Lust, uns durch Schotter, Schlamm und an großen Baustellengefährten vorbeizumogeln; sowas haben wir schon zu genügen in der Türkei und Georgien hinter uns gebracht.

Also umdrehen und durchs Hinterland Richtung Timisoara fahren. Diese Strecke (von Orsova auf die 57B und dann auf die 58) ist auch traumhaft schön, hügelig, kurvig, ganz so wie es uns gefällt. Heute schaffen wir es nicht ganz bis Timisoara und übernachten in der unspektakulären Stadt Resita. Hier finden wir die wohl einzige Unterkunft, die nicht Best Western heißt, eine Pension über einem CarWash. Immerhin können wir die Motorräder erstmalig in einer Garage abstellen und der Weg zu Lidl und zur Innenstadt mit den Restaurants ist gut zu Fuß machbar. Kurios ist, dass in der einen Strasse, in der die Restaurants sind (vielleicht gibt es noch mehr, aber wir sind hier geblieben) tatsächlich 5 der 6 Restaurants Pizzerien sind. Die Rumänen sind irgendwie Pizza süchtig, dem ich ja im Prinzip gar nicht widersprechen möchte. Und auch hier schmeckt die Pizza gut.

Der Dacien König Decebal (ohne Helm)

Legen, legen, legen .....

DN58: Fels, Wald, Kurven = Toll

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Mittwoch, 17. September 2014

Relaxen in Bukarest



Die Gegend kommt uns ungewohnt vor: Gated Communities, wie zuletzt in Istanbul. Riesige Shopping Malls und der Flughafen gleich um die Ecke. Hier soll unser Campingplatz sein? Ich bin bereits fest der Meinung, dass unsere Information zum Stadtcampingplatz Casa Alba in Bukarest veraltet ist und dieser inzwischen einem Luxusneubau zum Opfer gefallen ist, als (genau wie das Navi anzeigt) ein Schild rechts zum Campingplatz weist. Leider ist dieser wenig romantisch. Hauptsächlich für Campervans gebaut (die dann auch gleich dutzendweise rumstehen). Für Zelter gibt es nur einen kleinen Streifen am Ende. Mehr Moos und Steine als Gras. Zudem macht alles einen leicht modrigen Eindruck. Schon beim Zeltaufbau sucht Kerstin deshalb nach Alternativen. Die sind auch schnell gefunden in Form eines schönen AirBnB Zimmers in der Stadt.

Aber eines muss man dem Platz lassen: zwar liegt er ausserhalb ist aber sehr gut and das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen.
Und so gehen wir an unserm ersten Abend in Bukarest erstmal ins Kino (Sin City 2) in dem nahe liegenden Baneasa Einkaufszentrum (Spazierweite vom Campingplatz) und anschliessend noch mit dem Bus ins Zentrum Bukarests was Essen und Trinken. Zurück geht es wieder bequem und billig mit dem letzten Bus, der leider schon um 23 Uhr fährt.

Nachts und auch noch morgens überrascht uns tatsächlich leichter Regen, der nirgendwo vorhergesagt war. Und so packen wir zum ersten Mal auf dieser Reise unser Zelt nass ein, um in unsere tolle Unterkunft zu ziehen.
Marinela ist unser AirBnB Host und lässt uns schon kurz vor 11 Uhr in ihre Wohung. Wir haben ein eigenes Zimmer und Marinela und ihr Freund sind so leise, das wir meistens gar nicht sicher sind ob wir jetzt alleine sind oder nicht. Die Bikes parken derweil sicher und vor neugierigen Blicken geschützt im Hinterhof.

Unser erster abend in Bukarest führt uns in die Altstadt, wo sich Pub an Pub reiht. Nach ein paar Happy-Hour Hoppings, lassen wir uns zum Burger-Dinner im Fire Club nieder. Zum Absacker geht es zur nächsten Indie-Rock-Bar, die es hier gibt wie bei uns uns Augustiner Boizen. Aber in diesem Gassengewirr in dem sich ein Resto/Bar/Pub ans andere reiht gibt es auch für Mainstream- Geschmäcker was. 

Tag 3 in Bukarest ist Geschichte angesagt: wir besichtigen das zweitgrösste Gebäude der Welt. Causescus Parlaments-Palast (in Bukarest auch das People House genannt). Mal wieder so ein grössenwahnsinniger Bau, der verdeutlicht was passiert, wenn Diktatoren sich der Nachwelt verewigen wollen. Über 1.000 Zimmer (Sääle trifft es in den meisten Fällen besser). Alles voller Marmor, Bergkristalllüster und Teppiche. Der einzige Weg ins Gebäude führt über eine Führung und so erfahren wir einge Interessante Details zum Gebäude. Zum Beispiel, dass alle Materialien aus Rumänien kommen. Selbst die Seide wurde hier gesponnen (nur die Technik der Aufzüge ist made in Germany). Wir nehmen die Tour mit Balkon und Terasse und erhalten so einen schönen Blick über Bukarest.

Tag 4 in Bukarest ist Stadtführung. Wir nehmen an der kostenlosen Walkingtour teil, die uns nochmal durch die Altstadt führt (zum Glück haben die Pubs noch zu) aber auch zu anderen tollen Sehenswürdigkeiten. Darunter das Revolutionsdenkmal (Potatoe on a Stick),  zum Justice Court mit Vlad Teped Büste oder das Ateneul Roman. Unser Guide ist gut und hat jede Menge Anektdoten auf Lager, zum Beispiel wie Rumänien zum Plastikgeld (die Geldscheine sind hier nicht aus Papier, sondern aus Plastik) gekommen ist (ratet mal in den Kommentaren zum Post).

Abends gibt es tollen veganen Burrito von unseren AirBnB Gastgebern zum Abschied.

Camping in Bukarest

Vlad Tepes oder auch Dracula

Das Wappen von Bukarest mit dem Stadtheiligen Basrabov - war während des Kommunisten natürlich verboten

Alt trifft Neu: Hier das ehemalige Securitate Gebäude

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Montag, 15. September 2014

Bulgarien: Die Sache mit den Todesanzeigen



Morbides Land Bulgarien: Überall in den Bulgarischen Städten hängen Todesanzeigen. An Bäumen, Türen, Wänden, Zäunen. Kein Spaziergang bei dem man nicht an dutzenden dieser Anzeigen vorbeikommt. Meist kopierte Zettel, geklebt oder getackert. Manchmal auch in Klarsichtfolien. Oft schon vergilbt, verwaschen und zerrissen. Immer aber mit Foto des Verstorben.

Man hat das Gefühl der Tod ist hier immer und überall: 'In Bulgarien sterbet d'Leut'.

Meine Internetrecherche ergibt, dass dies der übliche Weg ist, Verwandte, Bekannte und Freunde über den Tod eines Mitmenschen zu informieren. Beerdigungen finden sehr schnell statt (meist innerhalb von 48h), weshalb Anzeigen wie bei uns zu lange dauern würden.

Die Anzeigen werden auch nicht nur am Haus des Verstorbenen angebracht, sondern überall dort, wo man die Anghörigen und Freunde am besten informieren kann. Also z.B. auch am Arbeitsplatz, Lieblingskneipe, Marktplatz, etc.

Aber die Anzeigen werden nicht nur für die eigentliche Beerdigung aufgehängt. Sie erinneren auch an das Gedenken des Toten nach 40 Tagen, einem Jahr, zwei Jahren, 3, 4, 5, usw. Dann werden die Anzeigen einfach erneuert. Zu diesen Anlässen finden dann auch wieder Trauerfeiern statt. Teils in der Kirche, auf dem Friedhof oder auch Zuhause.

Ist wohl ziemlich einzigartig in Bulgarien.
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Donnerstag, 11. September 2014

Abschied vom schwarzen Meer


Nach den Bergen kommt das Meer...oder der See...oder der Fluss, oder alles nacheinander. Trotz ausgereifter Aversion gegenüber Bootsfahrten zieht es uns ins vielgelobte Donaudelta. Und es gefällt uns.

Nach kurzer Fährfahrt in Braila geht es weiter nach Tulcea, von wo aus man mit dem Fahrzeug nur noch bis Murighiol geht, das ist dann auch unser Wendepunkt. Es ist östlich von Braila noch überraschend hügelig, aber immer wieder fahren wir entlang eines Flussarmes, sehen Seen, die weiten Felder, häufig mit einsamen Pferden darauf. Ein idyllisches Bild.

In Murighiol bleiben wir 2 Nächte auf dem tollen Camping Dan Pescarul; nicht zuletzt wegen der jungen Katzenfamilie, die hier rumtobt gefällt es uns hier besonders. Abends sitzen wir mit Roman & Alexander aus Slowakien zusammen. Die  zwei sind mit einem alten 5er BMW unterwegs, der seit zwei Tage mit Salatöl betankt wird, mangels Diesel an den Tankstellen. Hier kriegen wir nochmal tolle Tipps für unsere Weiterreise.

Jeder, der das Donaudelta besucht, macht eine Bootsfahrt, um die Vogelkolonien und deren Brut- und Nistplätze zu bestaunen bzw. zu fotografieren. Jeder Bewohner des Dörfchens scheint Bootsfahrten anzubieten. Dennoch bleiben wir stur und wandern lieber ein wenig durch das hier flache, windige Land. Entlang der Kanäle gibt es jedoch (leider) keine Wege, das gesamte Gebiet wird gut geschützt. Letztendlich sehen wir nicht sehr viele Vögel sondern besichtigen die archäologische Ausgrabungsstätte Festung Halmyris, die den damaligen Anfang des Limes des römischen Reiches darstellt. Ein späteres Gespräch mit 2 holländischen Campern, die wir schon an der Transfaragas kennengelernt haben, gibt uns recht: sie fanden die Bootsfahrt nicht sehr lohnend, haben auch wenig Vögel gesehen; diese scheinen sich zum Teil schon auf dem Weg ins Winterlager zu befinden.

Von hier fahren wir direkt nach Süden nach Mamaia bei Constanta, der Strandmeile Rumäniens...Wir erhoffen uns noch etwas Sonne, Meer und Nachtleben. Dort ist es aber ähnlich windig, um nicht zu sagen stürmisch und entsprechend zu kühl für einen Strandtag. Auch die Strandbars und Clubs haben schon alle Schotten dicht gemacht.

Darum brechen wir schon nach 1 Tag das Zelt wieder ab und fahren früher als geplant nach Bukarest, wo wir ein paar Tage bleiben werden.

Fährfahrt über die Donau





Freitag, 5. September 2014

Die Transfagaras - Ob Ceausescu Motorradfahrer war?


Seit wir in Rumänien sind verfolgt uns diese Strasse. Jeder dem wir begegnen fragt uns ob wir sie schon gefahren sind, wann wir sie fahren wollen. Motorradfahrer auf der ganzen Welt flüstern ihren Namen mit Ehrfurcht. Motor- & Automagazine auf der ganzen Welt zählen sie zu den Top10 Roads, 10 Roads to drive before you die oder Most Scenic Roads on Earth. Die DN7c, auch Transfagaras genannt.

Ceausescu hat sie in den 70iger Jahren in kürzester Zeit und ohne Rücksicht auf Verluste in die Fagaras Berge gesprengt. Aus Angst vor einer russischen Invasion oder um sich ein Denkmal zu setzen, darüber streiten sich die Historiker. Auf jedenfall gehört die Strecke seit kurzem auch zu meinen Top10 der Passstrassen.

Von Nord nach Süd geht es bei angenehmen Temperaturen (im Gegensatz zur Transalpina ist es hier viel wärmer) zum Pass hoch. Wir sind nicht ganz so früh unterwegs, trotzdem haben wir die Strasse fast für uns. Erstaunlich wenig Motorradfahrer begegnen uns. Heute gönnen wir uns den Luxus und übernachten auf dem Scheitelpunkt in einer Cabana. Zelten ginge zwar auch, aber wir trauen den Nachttemperaturen auf über 2.000m nicht ganz.

So hat Kerstin auch mal wieder Gelegenheit die Wanderschuhe auszupacken (und ich natürlich auch). Hier oben gibt es eine Menge Wanderwege, alle TipTop markiert. Wir besteigen einen der Gipfel auf 2.500m und genießen den traumhaften Ausblick über die Karpaten. Obwohl die Berge hier alle 'nur' so um die 2.000 - 2.500m hoch sind, hinterlassen sie einen rauheren und höheren Eindruck bei mir. Kein Wunder dass es hier noch Bären, Wölfe und Luchse gibt.

Tagsdarauf geht es auf der Südrampe nach unten. Weniger steil und mit weniger Serpentinen als die Nordrampe, aber genauso mit traumhaften Ausblicken.

Fotostopp

Vor kaum 2h sind wir hier hoch gefahren

Irgendwie sehen unsere Wander-Selfies immer gleich aus 
Blick über die Karpaten
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Donnerstag, 4. September 2014

Traumpässe und wehrhafte Kirchen zwischen Hermannstadt und Schäßburg


Neustadt, Weißkirch, Mühlbach, Leschkirch - die Ortschilder der Dörfer die wir passieren klingen eher nach dem Pfaffenwinkel als nach Rumänien. Aber wir sind hier nunmal mitten in Siebenbürgen und die deutschstämmigen Auswanderer haben hier im Mittelalter ordentlich ihre Spuren hinterlassen.

Fast jedes Dorf hat hier eine befestigte Kirche, oder eine Kirchburg wie es auch heißt. Hier konnte sich das ganze Dorf verbarrikadieren, wenn mal wieder die Türken oder irgendwelche andere Horden sich anschickten, die Gegend zu überfallen.

Unser Zelt schlagen wir in Schäßburg bzw. Sighisoara auf. Hier gibt es den tollen Campingplatz Aquaris mitten in der Stadt und wie können bequem zu Fuß und ohne warme Motorradklamotten die Altstadt auf dem Berg anschauen.

Schäßburg ist auch ein guter Ausgangsort für eine Spritztour von einer Kirchburg zur nächsten, was wir auch machen. Mit leichtem Gepäck fährt es sich auch gleich viel angenehmer über die teilweise holprigen und unbefestigten Strassen zu den Dörfern - viele davon UNESCO Weltkulturerbe. Sibiu (oder Hermannstadt) ist Umkehrpunkt und es geht zurück zum Zelt.

Per Klick geht's zum Album mit allen Bildern

Auf dem Campingplazt treffen wir die zwei 'Dusty Old Bags': Pat und Sheonagh sind aus England, beide über 60, und schon seit Jahren auf der ganzen Welt mit den Motorrädern unterwegs. Wir werden gleich mit Tipps zur Slovakei überschwemmt, erfahren wie und wo man in Südamerika am besten Motorräder kauft und fachsimplen zu Zelten, Packtaschen und Hubraum.

Aber genauso fazinierend wie die Städte und Dörfer hier in Siebenbürgen, sind die Strassen die uns hierher geführt haben: Von Cluj Napoca ging es über Sebes geradewegs auf die Transalpina, die Nr. 2 der Passstrassen in Rumänien. Von Nord nach Süd geht es in unzähligen Kurven und Kehren hinauf bis auf 2228m. Wir sind glücklicherweise bereits kurz nach 8 losgefahren und sind auf der Strecke fast alleine. Aber ordentlich frisch ist es: Das Thermometer bleibt einstellig. Auf dem Pass hat es trotz Sonnenschein kaum 8 Grad.



Blick über den Transalpina Pass
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Aktuelles

Italien 2021-III: Faszinierendes Genua

Faszinierendes Genua Von den einsamen höhen im Piemont geht es direkt in die geschäftige Hafenstadt Genua, die uns mit ih...