Sonntag, 22. Januar 2017

Quer durch den Balkan - Teil 4: Nightlife in Berat


“Nie wieder Schotter” - so lautete Kerstin’s Motto nach zwei Wochen Georgien 2014 - aber so ganz ohne geht es in Albanien einfach nicht. Unser nächstes Ziel heißt Berat - eine Stadt die mit schöner Altstadt, Festung und osmanischer Architektur lockt. Also nichts wie hin.

Von Korcé wollen wir über Gramsh fahren, das zwar als Örtchen nicht viel verspricht, aber die Strecke scheint sehr schön zu sein. Kurz hinter dem Stadtausgang geht es links ab. Am Anfang noch asphaltiert mehren sich die Schlaglöcher mit jedem Meter den wir unterwegs sind und irgendwann ist der Asphalt dann auch ganz zu Ende; die Schotterpiste beginnt. Die ist aber schön fest und breit und deshalb fast besser zu befahren als die Strasse vorher.

Es geht durch eine einsame und schöne Landschaft, immer am Fluß entlang, bis sich am Horizont eine Baustelle auftut. Dort hört unsere schöne Piste am Bauzaun auf, die Umleitung schickt uns durch gröberen Schotter in zwei-drei Serpentinen den Berg hinauf. Ich höre Kerstin im Helm schon ächzen und fahre erstmal vor, um die Lage zu erkunden. Die Auffahrt ist aber nicht schlimm und es sind auch nur ein paar Kurven und Meter bevor es schon wieder besser wird. Und wie - wir sind völlig überrascht, als uns am Ende der provisorischen Umleitung plötzlich eine frisch asphaltierte Strasse erwartet. Ohne Schlaglöcher, ohne Verkehr, dafür in traumhaften Kurven durch die Berge vor Gramsh.

Nach einer kurzen Kaffeepause in Örtchen, führt uns unser Weg Richtung Elbasan und dann in die Stadt der tausend Fenster: Berat.




Kerstin hat schon ein Guesthouse für uns ausgekundschaftet und die Adresse hat sogar mein Navi gefunden. Also folgen wir flott den Anweisungen auf dem Display, hinein in die Altstadt. Die stellt sich als sehr hügelig und steil heraus. Das ganze noch gepaart mit engen Gassen und spiegelglattem hellem Kopfsteinpflaster - man kann sich schon denken dass da der eine oder andere Schweißtropfen geflossen ist - und das nicht nur wegen der Hitze.

Zu allem Übel führt mich das Navi dann auch noch in eine Sackgasse, wo zwar Fußgänger durchpassen, nicht aber mein Dickschiff. Kerstin hat den Aufstieg wohlweislich erst gar nicht angetreten und warten am Fuß des Strässchens. Ich wende meinen Bock mühsam in der Polizeiauffahrt (das wird vom Diensthabenden gar nicht gern gesehen) und bin auch gleich wieder unten bei Zenzi, um zu beratschlagen wie es weiter geht (nach oben jedenfalls nicht).

Sofort gesellen sich ein paar hilfsbereite Berater (also Einwohner von Berat, nicht McKinsey Consultants) zu uns und bieten uns gleich auch Unterkünfte an. Vor einer stehen wir geschickter Weise sogar. Allerdings wollen sich so am Hang partout keine vernünftigen Parkplätze für unsere Mopeds finden lassen. Und so zieht Kerstin schliesslich los und schaut mal was es in der Nähe so gibt während ich die Bikes bewache - ganz wie in alten Zeiten.

Gut das wir das gemacht haben, den keine 200m Weg finden wir das Traumhafte Rezidencia Desaret, mit tollem Garten, schönen, modernen Zimmern und einem tollen Frühstück wie wir am nächsten Tag feststellen.

Nach einer erfrischenden Dusche (über mittag hat es hier gerne mal 35°) schlendern wir Richtung Fluß zur anderen Seite der Stadt, wo wir in einem schönen Restaurant mit Terrasse und Blick über die ins Abendrot getauchte osmanische Altstadt mit den weisen Häusern und den tausend Fenstern lecker essen.

Beim Essen treffen wir zwei Reisende aus Berlin, mit denen wir uns bei Wein, Bier und später auch bei Raki ziemlich fest quatschen. Naja - wir wollten eh noch eine Nacht dableiben, schlafen wir morgen eben aus.

Ausgeschlafen ziehen wir erst am späten Nachmittag zur Besichtigung der Festung los. Hierzu leihen wir uns Audio Guides und können so in den Abendstunden die riesige Anlage auf eigene Faust erkunden. In der Festung wohnen auch immer noch Menschen und es gibt Restaurants.

Aber wir wollen ja auch weiter und so brechen wir anderntags gen Shkodér auf. Die Fahrt ist nicht weiter erwähnenswert, wir halten uns an die Schnellstrassen und teilweise sogar Autobahnen. Es geht an der Küste entlang, wo man die üblichen Touristen-Burgen sieht, die wir aber gerne schnell links liegen lassen. Was uns auffällt sind unglaublich viele Hochzeitskorso’s und viele Restaurants am Strassenrand, die ganz offensichtlich Hochzeitsgesellschaften beherbergen. Es scheint, dass ganz Albanien an diesem Wochenende heiratet. Später hören wir das Gerücht, dass das für den ganzen August gilt. Weil so viele Albaner im Ausland leben, heiratet alles im Sommer. So können die Gäste das mit Urlaub verbinden oder mehrere Hochzeiten in einer Reise unterbringen.

in Shkodér nehmen wir mal wieder ausführlich am Xiro Xiro teil, der hier die komplette - schön renovierte - Altstadt einnimmt, wo sich Bar an Restaurant und Kneipe reiht.

Morgen wollen wir nach Thet aufbrechen. Damit wir endlich auch mal ein paar Schritte wandern können. [Fortsetzung folgt]

Blick auf die Bikes von unserer Rezidencia

Die tausend Fenster von Berat


Minarett auf der Festung

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Donnerstag, 19. Januar 2017

Quer durch den Balkan - Teil 3: Korçë, Albanien


Domino spielen im Park

Vom Grenzübergang Kalovrisi folgen wir der SH75 Richtung Korçë. Wir haben im Vorfeld ja einiges über die Strassenverhältnisse gelesen, weshalb wir auch auf die Abkürzung über die SH65 verzichtet haben.  Die sah nicht nach Strasse sondern eher nach trockenem Flussbett aus, sogar in unserer Karte wurde diese mit dem Vermerk 4x4 only versehen. Endurofreunde kommen in Albanien auf jeden Fall auf ihre Kosten. Uns ist aber Asphalt trotzdem lieber. Die SH75 entpuppt sich auch als gute Strasse mit zwar vielen Schlaglöcher und ab und an ein paar Meter Schotter, aber alles in allem flott und schön zu fahren.

So kommen wir mal wieder schneller voran als gedacht und sind schon kurz nach Mittag beim Campignplatz Farma Sotira. Ein wirklich toller Platz inkl. Pool und Restaurant. Uns ist es aber noch zu früh zum Kampieren und deshalb setzen wir unsere Reise Richtung Korçë fort.

In der Stadt angekommen empfiehlt uns unser Reiseführer (Trescher Albanien) das Guesthouse "Butija Leon" mit tollen Zimmern und perfekter Lage, gleich hinter der Kathedrale. Leider befindet sich hinter selbigen auch die Altstadt mit einem Gewirr aus Gassen und Gässchen, die mein Navi dann doch überfordern. Aber zum Glück sind die Albaner sehr hilfsbereit: Trotz mangelnder Sprachkenntnisse der jeweils anderen Sprachen wird rasch geklärt, dass wir eine Unterkunft, idealerweise das Butija Leon suchen. Nach zwei, drei falschen Richtungsangaben stehen wir dann dennoch relativ schnell direkt davor.

Wir freuen uns, dass spontan ein Zimmer frei ist (das scheint nicht unbedingt üblich zu sein) und parken die Mopeds im Hof. Nach einer kurzen Erfrischung geht's dann auch gleich zum Sightseeing ins Städtchen.

Kathedrale

Der neue Bazaar von Korçë

Die Fußgängerzone führt uns in Richtung des Bazaars, der offensichtlich für viel (EU?)Geld saniert und hergerichtet wurde. Schade nur dass kein einziges Geschäft im Bazaar ist. Alles ist wie ausgestorben und verrammelt. Bei näherer Betrachtung wird auch klar, dass die Läden nicht nur heute geschlossen haben, sondern dass alles wirklich leer steht. Später erfahren wir, dass die Stadtverwaltung wohl grosse Pläne für den Bazaar hat[te] aber das Belegungskonzept des ehemals sehr gut genutzten städtischen Marktes für alles (auch z.B. Lebensmittel, Textilien, Baumarkt, etc. ) sehr umstritten ist (praktischer Markt für die Einheimischen steht hier gegen 'Touri' Markt mit Souvenirs, Restaurants, ...). Dazu kommen noch für die hiesigen Händler überhöhte Pachten, die sich niemand leisten kann. Nachdem die Anzahl der Touristen in der Stadt recht überschaubar schien ist das 'Tourikonzept' unserer Meinung auch mehr als fraglich.

Mit der untergehende Sonne werden die Strassen belebter. Immer mehr flanierende Familien und Pärchen begegnen uns, die Cafés und Bars füllen sich (und davon gibt es wirklich eine Menge). Startschuss für eine Albanische Tradition (wie uns unser Reiseführer erklärt), der Xiro Xiro: Das Spazierengehen und flanieren durch die Stadt am Abend, ein Schwätzchen halten, Sehen und Gesehen werden.

Uns zieht es in eine alte Villa, die zum Restaurant umgebaut wurde, das Find Four. Von dessen Dachterrasse können wir das Treiben unten auf dem Boulevard hervorragend bei einem Bier (irgendwie hat sich hier Veltins durchgesetzt, Korçë's lokale Biermarke kann uns aber auch nicht überzeugen) beobachten. Das Find Four bietet auch auf den 3 Stockwerken unter uns internationale Küche und alles ist designed und durchgestylt bis in den letzten Winkel. Diese Location (wie viele weitere im Städtchen auch) könnte jederzeit die neueste Hip-Location in Berlin oder London werden.

Bei live vorgetragenen Volksballaden vor der Kathedrale beschliessen wir den Abend [Fortsetzung folgt]
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Sonntag, 15. Januar 2017

Quer durch den Balkan - Teil 2: Ab in den Süden


Die Sonne scheint, es ist heiß und die Mopeds sind bepackt: Werkzeug, Ersatzschläuche für Kerstin's 800er und das Kochgeschirr finden bequem in meinem großen Koffer Platz, Klamotten im kleinen und im Packsack sind Zelt und Isomatten gut verstaut. Kerstin hat die Wandersachen gepackt und in der Packtasche noch die Regenkleidung - aber nach Regen sieht es erstmal nicht aus.

Unsere erste Etappe führt uns nur bis Kitzbühel. Da soll es einen schönen Campingplatz mit Sauna geben den wir schon länger mal ausprobieren wollen. Bei der Ankunft sind wir dann aber doch enttäuscht: Die Sauna entpuppt sich als Spassbad (mit Sauna) und der Platz ist mal wieder nur für Dauercamper und Wohnwagen ausgelegt. Außerdem ist es richtig teuer. Aber immerhin, der Besuch des Bades (und der Sauna) ist im Preis mit drin.

Unser Ziel für Sonntag heißt Slovenien. Über den Großglockner geht es erstmal nach Kärnten und dann über den Wurzenpass nach Kranjska Gora. Wir würden eigentlich gerne in einer Pension übernachten, haben aber die Rechnung ohne die Slowenen gemacht: Morgen ist Maria Himmelfahrt - damit Feiertag und es scheint, dass ganz Slovenien beschlossen hat im schönen Kranjska zu übernachten. Alles ausgebucht. Aber ein paar km die Strasse weiter gibt es einen wunderschönen Campingplatz: Kamp Spik. Endlich mal ein Platz auf dem sich auch Zelter wohlfühlen - und die leckere Pizzeria Jocika ist einen gemütlichen 15-minütigen Spaziergang entlang eines Pfades im nahen Dorf Gozd Martuljek. 

Am nächsten Morgen geht es dann weiter Richtung Trieste. Eigentlich wollten wir erst am Dienstag ankommen, jetzt sind wir doch ‘schneller’. Zum Glück hat unser Bed & Breakfast "My Way" auch heute schon für uns Platz. Und so gönnen wir uns den ganzen Dienstag zum Sightseeing in Trieste. Was sich auch tatsächlich lohnt. Im Touri-Office holen wir uns einen Audio-Guide und können so in eigenem Tempo die wechselhafte Geschichte von Trieste, von Römern über Österreicher, Kroaten und schliesslich Italienern erleben.

Das Trieste nicht so ganz Italien ist, merken wir am 15. August abends, als wir feststellen müssen, dass viele Restaurants entlang der Marina bereits um 9.30 die Küche schliessen - und das bei Hochbetrieb an Ferragosto.

Es wird eine kurze Nacht auf Mittwoch, weil unsere Fähre bereits um 4:30 Uhr ablegt. Aber unsere B&B Mama hat uns sogar ein kleines Frühstück zum Mitnehmen hergerichtet. Vorher waren wir natürlich auch im Supermarkt und haben uns mit ordentlich Essen und einer Flasche Wein versorgt, damit die 26 Stunden Überfahrt nicht langweilig werden. Im Vergleich zu unserer Fahrt im Mai 2014 ist die Fähre deutlich voller und wir sind froh das wir uns diesmal den Luxus einer Kabine gönnen.

Großglockner

Sonnenaufgang in Griechenland


Wir kommen Donnerstags pünktlich in Igoumenitsa an (also um acht Uhr morgens) und genießen eine tolle Fahrt durch die Berge in den Norden Griechenland's hinein in die aufgehende Sonne. Kurz nach zehn sind wir bereits am Grenzübergang nach Albanien, der allerdings völlig verlassen daliegt. Kein Mensch weit und breit, alles ist fest verriegelt, die Schranken geschlossen. Wir sind der Meinung dass dieser Grenzübergang wohl geschlossen ist und fahren weiter, müssen aber schnell feststellen, das es keinen anderen Übergang in der Umgebung gibt. Also nochmal zurück und siehe da: Wir sehen ein paar wartende Autos auf beiden Seiten der Schranken. Die Griechen sind recht genau und lassen sich Zeit was die Kontrolle unserer Ausweise und Fahrzeugpapiere angeht. Aber nach knapp 20 Minuten sind wir dann über die Brücke und den Grenzfluss und stehen vorm Albanischen Grenzer. Der trägt freundlich unsere Namen, Kennzeichen und Passnummern in ein Buch ein (ja, so eines aus Papier) und wünscht uns eine gute Fahrt.

Die haben wir. Unsere erste Station in Albanien soll Korçë sein. [Fortsetzung folgt]
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Donnerstag, 12. Januar 2017

Quer durch den Balkan - Teil 1: Albanien?


Nach unserer Rückkehr im vorletzten Jahr fiel leider die große gemeinsame Motorradtour im Sommer wegen Wohnungs- und Jobsuche aus. Ich war zwar ein paar Tage in Österreich und Slowenien, aber zu zweit hat es nur zu ein paar Tagestouren gereicht.

Das soll 2016 anders werden: Eine große Tour schwebt uns wieder vor, zelten wollen wir wieder und an unsere tollen Erlebnisse in 2014 erinnert werden. Drei Wochen sollen es werden. Schon lange wollten wir mal die Seealpen befahren, über die Route des Grandes Alpes von München nach Nizza fahren.

Aus beruflichen Gründen bleibt uns aber für drei Wochen gemeinsamen Urlaub nur der August übrig. Nicht gerade die beste Reisezeit für's Mopedfahren: Ganz Europa hat Urlaub. Strassen, Hotels und Campingplätze sind voll & teuer. Und heiss wird es sicherlich auch werden.

Da wir bekanntlich die größten Nicht-Planer sind, fällt uns das ganze erst im Laufe des Sommers ein. Und die Zweifel über unsere Idee nagen etwas an uns. Da kommt Kerstin eines Abends mit dem Vorschlag "Albanien" um die Ecke. Albanien? Warum Albanien? Heiss ist des dort im August genauso. Ich erinnere mich gleich wieder an Reiseberichte, die ich gelesen habe und die Albanien als Paradies für alle Endurofahrer beschreiben, wegen der vielen Schotterpisten - nicht gerade Kerstin's Lieblingsterrain

Aber es spricht einiges für Albanien:
  • wir waren noch nie dort
  • wir glauben einfach mal, dass niemand nach Albanien in Urlaub geht und es deshalb dort schön ruhig ist
  • in Albanien gibt es unheimlich viele Berge, also schöne Motorradstrecken und Wandermöglichkeiten
  • Rumänien und Bulgarien fanden wir auch klasse

Der Eine oder Andere aus unserem Freundes- und Familienkreis reagiert etwas verwundert. Albanien? Was will man denn ausgerechnet in Albanien. Aber wir sind Feuer und Flamme für die Idee. 

Weil uns aber knapp 3.500km Hin und Zurück (Luftlinie) zu viel sind, beschliessen wir den Hinweg per Fähre zu verkürzen. In der Woche vor unserer Abreise haben wir also die Fährtickets von Trieste nach Igoumenitsa gebucht (was trotz Hauptsaison KEIN PROBLEM war), einen Albanien Reisführer, eine Albanien Karte und noch eine Karte von Kroatien und Montenegro gekauft, denn (so glauben wir zumindest) da geht unser Rückweg durch. Eine Balkangesamtkarte haben wir noch (und ein Blick darauf hätte uns auch verraten wo wir bei unserer Streckenahnung falsch lagen - aber dazu später mehr).



Und so packen wir am Samstag den 13. August 2016 unsere Bikes in München und machen uns gemütlich auf den Weg über Österreich und Slowenien nach Trieste. Die Fähre fährt erst am Mittwoch, wir haben also alle Zeit der Welt .... [Fortsetzung folgt]
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Montag, 9. Januar 2017

Tipps für ein langes Wochenende in Helsinki


Das Gute daran wenn man Anfang März nach Helsinki reist: man muss sich keine Gedanken um das Wetter machen - es ist garantiert nicht warm. Im Hafen von Helsinki liegen die Schiffe von grauen Eisschollen umgeben, der Himmel ist bleigrau und die Daunenjacke gehört auf jeden Fall ins Gepäck.

Wahrscheinlich ist es auch der lange trübe Winter, der finnische Musik so melancholisch macht. Ich spreche aber nicht vom Tango, der hier ja auch ganz groß ist. Uns ging es natürlich mehr um die andere Musikrichtung für die Finnland berühmt ist: Death Metal.

Und so ist die erste Aktion, nachdem wir in unser Hotel gezogen sind, das Internet zum Thema Rock-Kneipen und Live Musik zu durchforsten (zum Reiseführer hat es mal wieder nicht gereicht vor Abreise, siehe auch Planlos Reisen). Visit-Helsinki ist ein gute Seite zur Reisevorbereitung oder, wie bei uns, zur spontanen Planung. 

Aber die online Planung ist uns zu wenig. Deshalb führt uns unser erster Weg in die Touristeninformation, in der wir uns erstmal mit Stadtplänen, Stadtführern und Tipps eindecken. Einer davon ist das Kiasma - Museum of Contemporary Art. Das hat praktischerweise immer am ersten Freitag des Monats länger auf (bis 21:30 Uhr) und dazu noch mit kostenlosem Eintritt. Und der Besuch lohnt sich wirklich. Nicht nur das Gebäude (nicht weit vom Hauptbahnhof entfernt) ist bemerkenswert, auch die Ausstellungen sind aussergewöhnlich und sehr unterhaltsam.

Abends ziehen wir dann durch die ersten Kneipen, die wir bei unserer Recherche gefunden haben sind aber etwas enttäuscht - für einen Freitag Abend hatten wir mehr Publikum und Stimmung erwartet. Im Bäkkärie spielt im ersten Stock eine lokale Band - richtig finnisch, also bretthart, schnell und geschminkte Bandmitglieder. Leider legen sie die ganze Performance für gerade mal ein Dutzend Zuschauer hin. Naja, es tritt ja noch eine weitere Band auf. Bis die soweit ist trinken wir in der Bar im Erdgeschoss noch ein Bier und unterhalten uns gut mit ein paar Gästen. Leider so gut, dass die zweite Band schon abbaut als wir wieder nach oben gehen. Auch fein, dann geh'n wir halt nach zurück in unsere Zelle (s.u.)

Samstag gehört einem ausgiebigen Stadtspaziergang. Helsinki ist berühmt für die Jugendstil Architektur (hier kurz Jugend genannt) und tatsächlich finden wir überall schöne Beispiele für den ganz eigenen finnischen Jugendstil: gerne etwas burgenhaft, mit grobem Naturstein, Türmchen und Erkern. Unser Weg führt uns auch zu einem der ältesten Restaurants in Helsinki - das Seahorse ist minimalistisch und zeitlos eingerichtet (wahrscheinlich alles echt finnisches Design). Auf der Speisekarte gibt es natürlich traditionelle Fischgerichte, aber auch Fleischgerichte, wie Vorschmack oder Wienerschnitzel (mit Kapern und Sardellen - hey Finnland halt).

Abends stehen dann die nächsten Rock-Kneipen auf dem Plan. Das Praha - ebenfalls nicht weit vom Bahnhof - erklären wir dabei spontan zu unserem Favoriten. 

Sonntag geht es mit dem Bus in Richtung Vorstadt. Wir sind auf der Suche nach den letzten Holzhaus-Siedlungen, von denen es leider nur noch zwei in Helsinki gibt. Finden tun wir beide, sind aber etwas enttäuscht, da es sich eben doch um reine Wohngegenden handelt, mit wenig Infrastruktur - also kein Cafe oder Restaurant. 

An unserem letzten Abend wollten wir eigentlich nochmal schick weggehen, entscheiden uns dann aber doch gegen Schickimicki und für eine hippe Pizza-Bar. Wie oft in Helsinki wird auch hier alles am Tresen bestellt und bezahlt. Getränke werden gleich mitgenommen und die Pizza nach kurzer Wartezeit frisch aus dem Ofen gebracht. Sehr lecker.



Helsinki Tipps für ein langes Wochenende


Transport
Wenn man mit dem Flieger ankommt, kauft man am besten gleich am Flughafen eine Karte für das ÖPNV Netz von Helsinki. Damit kann man das mit allem fahren - Tram, Bus, Zug. Man kann gleich eine Karte für den ganzen Aufenthalt wählen, es gibt 1, 2, 3, 4 usw Tageskarten. Achtung: Eine Tageskarte gilt für 24h auf Kauf, eine Zweitageskarte für 48h. Für unsere 4 Tage Aufenthalt hat deshalb eine 3 Tageskarte gereicht. Kosten 24,00 Euro. Das öffentliche Transportsystem in Helsinki ist klasse. Mit den Trambahnen kommt man eigentlich überall hin und sie fahren auch noch spät in der Nacht.

Hotel
Viele Hotels finden sich im Zentrum rund um den Bahnhof. Auch an den Fährterminals gibt es einige Hotels und Hostels, z.B. das Eurohostel. Wir haben uns für das Best Western Katajanokka entschieden, das in einem alten Gefängnis eingerichtet ist. Hat uns sehr gut gefallen. Aussergewöhnliche Atmosphäre und sehr freundlicher Service. Auch das Frühstück war gut und mit 87,00 Euro pro Zimmer nicht viel teuerer als das Hostel (64,00 Euro im Doppelzimmer).

Kneipen
Helsinki ist eine Metal & Rock Stadt, entsprechend gibt es eine Menge Bars, Clubs und Kneipen die ordentliche Mucke spielen. Am besten hat uns das Praha gefallen. Im Bäkkärie gibt es im ersten Stock meist live Musik, unten ist die normale Bar. Auch das Loose spielt oft live Musik - als wir da waren aber leider nicht ganz unser Geschmack.

Restaurants
Seahorse für traditionelle finnische Fleisch- und Fischgerichte. Gut gefallen hat uns auch das Karl Johann das traditionelle und moderne Küche in schickem Ambiente vermischt. Für einen Snack oder zum Mittagessen empfiehlt sich der Besuch eines Cafes, z.B. das Cafe Esplanad. Neben Kaffee (mit kostenlosem Refill) und Gebäck (ein ‘Kanelboller’ ist quasi eine Mahlzeit) auch Salate, Suppen und Sandwiches. Achtung es gilt Selbstbedienung. Wenn man mal viele verschiede Dinge probieren möchte lohnt sich ein Besuch in einer der Markthallen von denen es einige in der Stadt gibt. In diesen reiht sich ein Fressständchen an den anderen und man kann viele frische Sachen probieren. 




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