Sonntag, 8. September 2019

Balkan 2019 IV: Geier, Japaner , Fisch und Barbier (und Chardonnay)

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Wellness, Klöster und Essen umsonst

Serbien und seine Klöster - damit könnte man wahrscheinlich eine eigene Reise verbringen.


Sonntag, 8. September 
Nach einen stärkenden Frühstück machen wir uns heute auf den Weg zu den berühmten Flußschleifen von Uvac. Von unserem Hotelwirt haben wir ja gestern eine recht detailierte Wegbeschreibung zum Ausgangspunkt für eine Wanderung zu einem Aussichtspunkt bekommen. Um alles zu Fuß zum gehen ist der Weg aber zu weit. Deshalb nehmen wir zum Startpunkt - eine Ansammlung von Restaurants - die Motorräder. Erst geht es den Weg zurück den wir gestern gekommen sind. Auf der Hochebene angekommen geht es an einem Parkplatz auf einen Schotterpfad der uns nach einigen km steil hinunter zum Fluß führt. Dort werden wir mit großem Hallo empfangen und gleich zu einem Parkplatz dirigiert. Es ist, wie wir später feststellen, die Wirtin die uns gestern als Geheimtipp zum Essen empfohlen wurde. 

Die Wanderklamotten haben wir in den Koffern verstaut und nachdem wir uns umgezogen haben, werden unsere Mopeds sogar mit einer Plane zugedeckt, auf das ihnen nichts passiert. Unser Ausgangspunkt besteht aus einer Ansammlung von Restaurants die einfach mit Brettern, Wellblech und etwas Plane um einen Wohnwagen, der als Küche dient, herum gebaut wurden. Aber es gibt schöne Terrassen auf denen man essen kann, Blick auf den Uvac inklusive. Von hier aus kann man auch Bootstouren machen und die Schleifen erfahren, inkl. einem Abstecher zu einer Höhle. Unseres sind aber die Boote nicht, also marschieren wir Richtung unseres Wanderweges. Der ist, wie wir schnell Festellen, sehr gut ausgeschildert und einfach zu folgen.  Wir gehen entlang der Schlucht und erhaschen immer wieder Blicke auf die tief blauen Wasserstrasse des Uvac die sich hier in großen Schleifen in die Landschaft gefressen hat.

Plötzlich sehe ich aus den Augenwinkeln einen Schatten aus der Schlucht aufsteigen: ein riesiger Gänsegeier nutzt die Thermik um sich in die Höhe zu schrauben, hinter ihm kommt gleich der nächste. Ein majestätischer Anblick.

Wir folgen weiter unserem gut beschilderten Wanderweg und gelangen nach gut einer Stunde zum Ziel: Eine hölzerne Aussichtsplattform die einen fantastischen Blick über den grün dahin mäanderten Uvac im Tal. Von hier oben können wir die kleinen weisen Boote der Ausflügler sehen und auch den Eingang zur Höhle. Aber wir vermissen nichts. Als wir angekommen sind ist noch ein älteres serbisches Pärchen auf der Plattform. Wir verständigen uns mit Händen und Füßen und machen gegenseitig Fotos vor der grandiosen Kulisse. Und dann sind wir ganz allein an diesem einzigartigen Ort. Einfach nur schön.

Irgendwann vernehmen wir Stimmen die sich nähern, ein rosaroter riesiger Sonnenhut hüpft durch die Hügel hinter uns. Wir trauen kaum unseren Augen, aber tatsächlich: es wiederholt sich was uns schon im Tara-Gebirge passier ist - eine japanische Reisegruppe inkl. Führer nähert sich der Aussichtsplattform. Unglaublich. Besonders da wir selbst ja erst in unserem Hostel im Tara vor zwei Tagen davon erfahren haben - aber in Japan scheint das kein Geheimtipp zu sein. Wir überlassen der Reisegruppe unsere Aussichtspunkt und machen uns auf den Rückweg.

Zurück bei unseren Motorrädern wird es natürlich auch Zeit für eine Stärkung. Leider müssen wir auf Bier, Wein und Schnapps verzichten - es sind gute -15-20km zurück zu unserem Hotel. Aber einen frisch gebratenen Fisch mit Salat und reichlich Pommes lehnen wir nicht ab. Gut gestärkt streifen wir uns die Motorradklamotten über und satteln unsere Bikes die unter der Plane auf uns warten. Leider steht jetzt gleich der steile Anstieg auf die Hochebene vor uns. Der Schotterweg ist nicht nur steil, sondern auch ziemlich ausgewaschen mit tiefen Rillen und fetten Brocken an Steinen und Wurzeln. Plus die eine oder andere Kurve - vielleicht hätten wir doch etwas Mut antrinken sollen. Ich leg los, kämpfe mich mit viel Gas mit der 1200er den Hang hoch. Ungefähr auf halber Strecke höre ich Headset was ich nicht hören will: Fluchen von Kerstin, ein aufheulen ihres Motors und dann nix mehr. Bei nächster Gelegenheit stelle ich mein Bike ab und frage über den Kommunikator ob alles OK ist. Kerstin geht’s gut, aber das Bike hat es hingelegt. Klassiker: mit dem Vorderreifen in eine der tiefen Furchen gekommen, dann gibt es kein halten mehr. Als ich angekommen bin, stellen wir Kerstins 800er wieder auf. Leider ist das Stück hier so steil, das an ein losfahren hier nicht zu denken ist. Zu allen Unglück ist hinter Kerstin auch noch ein Ausflügler mit seinem Jeep der irgendwie gar nicht zu verstehen scheint was eigentlich unser Problem ist. Die einzige Chance die ich sehe ist das Bike wieder bergab zu richten, runter zu fahren und dann von unten nochmal von vorne anzufangen. Gesagt getan. Der Jeep ist dann sogar so nett und läßt mich vorbei nachdem er erkannt hat was ich vorhabe. Unten angekommen geb ich nach dem U-Turn Gas und schaffe es auch mit der 800er bis zu der Stelle zu kommen, wo meine GS steht und Kerstin wartet. Ab hier ist es einfacher. Erschöpft aber glücklich über den tollen Tag kommen wir wieder in unserem Hotel an und gönnen uns erstmal das Bier das wir beim Uvac ausschlagen mussten.

Abends schlendern wir nochmal in das Städtchen. Mein Weg führt mich zu dem Barbier den ich gestern schon gesehen habe, Kerstin setzt sich derweil auf die Terrasse des einzigen Cafés das anscheinend auch Alkohol ausschenkt - "Tschardonee" - das wird ab jetzt ein geflügeltes Wort auf unserer Tour.


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