Donnerstag, 9. April 2015

Osterzeit in La Paz


Der Blick auf La Paz, als sich unser Bus von der der Hochebene in die Schlucht in der die zweitgrößte Stadt Boliviens liegt, ist fantastisch: kurvig und steil geht es von El Alto auf über 4.000m hinunter Richtung Zentrum auf ca. 3.600m. Links und rechts sind Steilhänge, die aber trotzdem über und über mit Häusern bedeckt sind (nur die eine oder andere Felsnadel unterbricht die Bebauung). Fast sieht es aus als hätte jemand einen großen Eimer backsteinfarbene Farbe über das Tal ausgeschüttet.

Das Busterminal ist zum Glück sehr zentrumsnah und die Backpackerszene hat sich in der unmittelbaren Umgebung angesiedelt. So können wir zu Fuß einige Hostels abklappern und müssen uns mit unseren Rucksäcken nicht in einen der tausenden von Micro- und Minibussen quetschen, die hier das Strassenbild bestimmen.

Wegen der Höhe kommen wir ganz schön ins Schnaufen - es lässt sich in La Paz leider nicht vermeiden ständig bergauf und -ab zu gehen. Deshalb halten wir die Hostelsuche kurz und checken ins Bash'n'Crash ein. Laut Eigenwerbung ein Party Hostel - wir werden sehen.

Leider gibt es in La Paz keine Free Walking Tour, wie in so vielen anderen Städten, aber wir finden bei Red Cap die Beschreibung eines Stadtspazierganges und machen unsere Stadtführung so auf eigene Faust. Von Plaza San Pedro - wo das Stadtgefängnis sitzt - geht es zum Präsidentenpalast und weiter zum Plaza de San Francisco mit seiner riesigen Kirche, deren Fresken nicht nur christliche Motive zeigen.


Lamaföten bringen Glück, z.B. beim Hausbau

Srassen und Gehwege werden zum Markt - bei jedem Wetter


Unsere Route führt uns auch zum Rodrigez Markt, aber eigentlich ist ganz La Paz ein einziger großer Markt: Ständchen an Ständchen schlängelt sich die Strassen entlang. Wir kommen vom Kleidermarkt, zum Baumarkt, dann Schuhe, dann Essen und zum Schluss zum Hexenmarkt, wo es Kräuter, Zauberpulver, Talismans und was sonst noch wichtig ist (z.B. getrocknete Lamaföten) zu kaufen gibt. Und natürlich Lama-Pullover. Es ist schon unglaublich, was in Asien die Chang-Hosen waren sind hier die Lama-Pullover. Es gibt kaum einen Touristen (und schon gar keinen Backpacker) der keinen trägt. Wir kommen uns schon ein wenig ausgegrenzt vor, weil wir keinen haben (und auch keine Mütze mit Bändeln). Aber vielleicht werden wir ja noch fündig.

Gründonnerstag geht's zu einer der ganz großen Attraktionen von La Paz - zu den 'Fighting Cholitas'. In Bolivien wurde irgendwann in den 50iger Jahren mexikanisches Lucha Libre Wrestling beliebt und in La Paz wurde ein eigenes, bolivanisches, Wrestling gegründet. Nicht lange dann haben neben Männern dort auch Frauen mitgemacht. Und zwar in den traditionellen Trachten mit weiten Röcken und Melone - die Cholitas eben. Das ganze ist ein großer Zirkus und Spass. Aber wenn man sieht (und hört) wie sich die Wrestler gegenseitig auf die Matte werfen, dann weiss man, dass das durchaus eine harte Sache ist (wer mehr sehen will - hier geht's zum Video)







Die Woche vor Ostern ist 'Semana Santa'. Und die macht uns mal wieder den einen oder anderen Strich durch unsere Grob-Planung. Museen haben geschlossen. Die Kneipe ums Eck, in die wir nach den Cholitas völlig verfroren um 21.30 Uhr einkehren macht Gründonnerstag schon um 22:00 Uhr zu. Karfreitag bleibt vieles gleich ganz zu oder es wird zumindest kein Alkohol ausgeschenkt. Aber man nimmt das ganze in La Paz wohl weniger eng als in Sucre. Und so sitzen wir am Karfreitag erst in der zweiten Kneipe auf dem 'Trockenen' und gehen einfach zurück zur ersten. Und im Hostel, das übrigens alles andere als ein Party-Hostel ist, scheint eh jedem Wurst zu sein, was erlaubt ist oder nicht. Hier freut man sich über jeden Gast an der Bar.

Karfreitag ist dann der Tag der grossen Prozessionen. Hunderte von Menschen marschieren durch die Stadt und tragen Madonnen, Kreuze und Jesusfiguren, die die Passion Christi darstellen. Dazu wird jede Menge Weihrauch verbrannt. Aber auch die weltliche Unterhaltung kommt nicht zu kurz: Auf dem Plaza San Fransico entsteht ein großer Markt, mit unzähligen Essens- und Süssigkeiten Ständen, es gibt sogar einige handbetriebene Karussells und langweilige Vorführungen.






Erst am Ostersonntag ziehen wir weiter nach Copacabana (nein, nicht das in Rio). Hierher zieht es zur traditionellen Karfreitagsprozession massig von Pilgern aus dem ganzen Land (und wohl auch über die Grenzen hinweg). Wir stellen uns das ein bisschen vor wie Banos in Ecuador zu und nach Neujahr. Und das brauchen wir wirklich nicht nochmal. Nur deshalb bleiben wir halt noch ein bisschen länger im lauten, stinkenden La Paz bleiben, wo es uns trotz allem besser gefällt als anfangs erwartet.

Die erste Unabhängigkeitserklärung von Bolivien 1809



Wer weiß warum die Uhren in Bolivien falsch herum gehen?

___________________
blogged by Phoney


Gefällt Dir unser Blog? Dann teile ihn mit Freunden und folge uns

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Aktuelles

Italien 2021-III: Faszinierendes Genua

Faszinierendes Genua Von den einsamen höhen im Piemont geht es direkt in die geschäftige Hafenstadt Genua, die uns mit ih...