Mittwoch, 6. August 2014

Hamam Verwöhnprogramm in Edirne - nur für Männer

Da sitz ich nun mit meinem Handtuch und sonst nix im heissen Tepidarium des Hamams in Edirne und warte was passiert. Wir haben beschlossen an unserem letzten Tag in der Türkei endlich mal einen Hamam aufzusuchen und uns eine traditionelle Kese und Massage zu gönnen.

Natürlich ist der Hamam nach Weiblein und Männlein getrennt. Kerstin wurde gleich nach dem Eintritt bezahlen zum extra Fraueneingang geführt. Ich habe vom Bademeister ein Baumwolltuch bekommen und eine schöne Umkleidekabine erhalten, sogar mit Liege zum Ruhen. Meine Sachen bleiben in der Kabine, den Schlüssel dazu bekomme ich.

Danach schickt man mich in die 'Sauna', die aber eher ein Tepidarium ist: Warmer Marmor, hohe Luftfeuchtigkeit und jede Menge Waschbecken.

Die Tür öffnet sich und ein schwergewichtiger Masseur (Typ Ringer, das ist ja auch ganz groß in Edirne) schaut mich an und macht wir verständlich ihm zu folgen. Im Vorraum liegt auch schon ein weiteres Badetuch auf dem Boden. Ein zweites ist zu einem kleinen Kissen geformt. Wieder Zeichensprache: Hinlegen, auf den Bauch!

Und dann geht's los: erstmal ordentlich mit Wasser abgespült, dann greifen kräftige Masseur- (oder doch Ringer-)hände zu und voll rein in meinen verspannten Nacken. Ich hab dem Mann doch gar nichts getan.

Als nächstes rückt er mir am ganzen Körper mit ordentlich Seife zu leibe. Gut eingeseift wird weiter massiert: Rücken, Schultern, Nacken, Arme, Beine, Füsse. Der Gute lässt nix aus.

Zeichensprache: rumdrehen. Das ganze noch von vorne.

Dann .. hinsetzten. Jetzt geht er mir mit einen Waschhandschuh an die Haut, der aus Schleifpapier gemacht ist. Erste Hautschicht weg, zweite Hautschicht weg, Dritte ....

Der folgende Gang dann mit einem Handtuch das irgendie aus groben Knoten gemacht ist. Da geht der Rest der Haut. Aber noch bin ich nicht entlassen. Haare Waschen, Kopfmassage, reichlich Wassergüsse.

Das ganze dauert wahrscheinlich keine 15 Minuten aber ich fühle mich wie durch eine Waschanlage gezerrt. Abgetrocknet werde ich auch noch - nichts darf man selber machen.

Nach einer halben Stunde stehe ich schon wieder draussen und fühle mich wie neu geboren mit meiner weichen Babyhaut und so sauber war ich definitv schon lange nicht mehr. Kerstin wartet schon vor der Tür, mal sehen wie es der ergangen ist.

Im Nachhinein betrachtet und den Erzählungen von Constantin lauschend komme ich zum Schluss: Auch beim Hamam ist es hier wie bei so vielem: für Frauen praktisch funktionell, für Männer absolutes Verwöhnprogramm.

Schon am Fraueneingang, der lediglich ein heller Vorhang ist höre ich das Geschnatter und Geratsche aus dem vollen Vorraum. Ich komme rein und mich trifft schier der Schlag beim Anblick all dieser ganz, halb, d.h. in Unterwäsche, oder gar nicht mehr bekleideter (d.h. im Slip) Damen. Ob wohl heute Damen-Badetag ist?

Die Dicke Mama an ihrem Tisch nach dem Vorhang gibt Zeichen, mich erst mal hinzusetzen, auszuziehen und dann warte ich. Endlich kommt meine Hamam-Meisterin, gibt mir ein Handtuch zum Umwickeln und dann ein Zeichen: Höschen muss auch weg.

Wir marschieren gemeinsam in den Badebereich, wo das Geschnatter nur noch lauter ist. An einem der vielen Becken in einem Seitenarm des Bades darf ich mich an den Rand setzen und erst mal vorwärmen und mich mit Wasser mithilfe des mitgebrachten Töpfchens begiessen. Dann geht es zur großen Marmorplattform im Hauptraum und hier erst mal ganz lautes Gekreische und ungläubige Blicke auf mich....ich stelle fest: hier wird im Slip gebadet. Gut dass ich da drüber stehe. 

Auch ich kriege meine Kese (Ganzkörperpeeling), anschiessend eine Seifenmassage, alles schnell schnell und nicht annähernd so toll und entspannend (wohl auch wegen des Lärms und der Blicke der 40 anderen Damen um mich rum) wie bei Constantin. Aber insgesamt dann doch ein Erlebnis und die neugierigen Damen sprechen mich tatsächlich auch an und wollen einiges wissen. 

Vielleicht ist es an anderen Tagen ruhiger bei den Damen, dann würde ich wohl auch wieder kommen. Aber was solls, sauber geworden bin ich allemal.

___________________ blogged by Phoney


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