Samstag, 17. Mai 2014

It's a long way to Sultanhani


Die Weiterfahrt sind geplant als schnelle ca. 100km über Bergsträsschen nach Beysehir   von dort knapp 100km über gut ausgebaute Strassen nach Konya (wo wir nicht mit den Derwischen tanzen wollen) und gleich weitere 100km nach Sultanhani.

Die Bergsträsschen, die nicht mal in Constantin’s Karte verzeichnet sind, sind in der Tat toll zu fahren, aber irgendwo übersehen wir einen Abzweig. Wir landen in einem winzigen Bergdörflein in einer Sackgasse, wo uns die netten Herren des Dorfes auf türkisch klar machen, was wir schon längst erahnt haben und auch sehen: hier geht’s definitiv nicht weiter. Wir müssen umdrehen…Ich fange beim Gedanken ans Wenden auf weder ebener noch asphaltierter enger Dorfgasse vor der Dorfversammlung schon das Schwitzen an.

Aber beim rückwärts tippeln leicht bergauf hilft mir immerhin einer der Herren und bald fahren wir heil durch dies und mehr Dörflern die mit Schlaglöchern übersäte kurvige aber einsame Strasse durch traumhafte Berglandschaft zurück. In einem weiteren Dorf fragen wir nochmals nach dem Weg, und kriegen eine ungefähre Ahnung, dass wir bis zu einem Funkmast zurückfahren müssen. Und siehe da, der taucht auch irgendwann auf und wir sind wieder auf einer besseren, quasi Passtrasse unterwegs bis wir an den Beysehir See kommen. 

Diesen noch etwas Richtung Süden entlangkurven und dann links abbiegen…aber Hallo, das kann doch unmöglich ein 'Durchfahrt verboten' Schild mitten auf der ausgebauten Strasse sein. Also erstmal weiterfahren. Bald fahren wir auf offensichtlich frisch planiertem geschottertem Weg, der die neue Strasse werden wird, bald auf ungutem Feldweg und bald stehen wir vor der unpassierbaren Baustelle. Schon wieder wenden, diesmal auf Schotterweg…hurra.

Und wieder steht ein freundlicher LKW Fahrer bereit und versucht uns zu erklären, wie wir denn nun dahin kommen, wohin wir wollen, es ist ja  keine Umleitung ausgeschildert. Aber der Ort, den er nennt liegt doch auf meiner Karte in der ganz anderen Richtung? Bei der erfolgreichen Weiterfahrt stellen wir endgültig fest, dass unsere beiden unterschiedlichen Strassenkarten sich nicht immer einig sind, und definitiv in dieser Region beide Karten teils weit weg von der Strassen-Realität liegen.

Kein Problem, nach schlappen 4.5 h sind wir endlich in Beysehir und von hier geht es quasi eben weiter Richtung Konya - der Stadt der tanzenden Derwische. Für uns nur ein Wegpunkt auf der Route. Die Abfahrt von einer Anhöhe nach Konya ist bizarr anmutend. Nachdem wir den ganzen Tag durch kleinste Dörfer gekurvt sind, taucht nun plötzlich vor uns der Millionen Moloch Konya auf: Häuser, Wolkenkratzer und Moscheen soweit das Auge reicht.

Nach Konya geht es  immer geradeaus durch eine Hochebene, in der lediglich ein paar wenige ‚Hane‘ links und rechts der Strasse liegen, die sich um die hiesige Landwirtschaft kümmern. Die Landschaft wird zunehmend karg und wüstenähnlich. Lediglich der Schilderwald am Strassenrand mit völlig sinnlosen (und von niemand beachteten) Überholverbots- und Tempo 50 Schildern alle 50m ist sehr verwirrend. Offensichtlich wird  diese Strasse gerade weiter ausgebaut, aber wenn wir hier mit Tempo 50 durchfahren stellen wir ein sehr großes Verkehrshindernis dar. Also halten wir uns an den fließenden Verkehr.

Endlich in Sultanhani angekommen (mal wieder viel später als ursprünglich geplant) stellen wir erschöpft unser Zelt am netten Camping Platz auf,  latschen kurz durch die staubige Stadt, um dann doch am Campingplatz Restaurant zu essen. Der Besitzer spricht französisch und freut sich, dass ich mit ihm rede. Wir sind schon vorgewarnt, dass er, der Teppichverkäufer, jedem einen Teppich aufschwatzen will, aber bei mir ist sein Verkaufsgespräch schnell beendet.
  
Den Preis des Abendessens haben wir vorher leider nicht verhandelt. Aber er ist einsichtig und bei meinem Einspruch bzgl. seiner Rechnung legt er großzügig noch das Frühstück obendrauf. Beim gemeinsamen Raki, bei dem ich mehr erfahre als mir lieb ist, schließen wir endgültig wieder Frieden. 



Unser erster Bergpass (1.800m) in der Türkei



Die Karwanenserei in Sultanhani

2malweg auf dem Dach der Karawanserei

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