Freitag, 12. Dezember 2014

Vilcabamba - Beobachtung der Alt- und Neu Hippies in esoterisch-exzentrischem Spa Dorf


Vilcabamba - für Eingeweihte ein Inbegriff von Langlebigkeit und Ruhe. Irgendwann in den sechzigern wurde bekannt, dass hier mitunter die ältesten Menschen der Welt leben. Dies war der Auslöser für das sogenannte Vilcabamba Syndrom. Leute aus aller Welt kamen hierher, um den Ort, häufig mithilfe des halluzinogenen Kaktusses San Pedro, zu erleben.

Auch uns zieht es hierher, aus dem einfachen Grund, weil dies unweigerlich die erste Station in Ecuador ist, wenn man übers Binnenland aus Peru einreist. Gleich am ersten Abend wundern wir uns über das hiesige Angebot an Aktivitäten. Neben der 'Juice Factory' am Plaza studieren wir die Aushänge: von Yoga über Full Moon Horseback Riding zum Full Moon Dream Circle ist alles angeboten; alles auf englisch versteht sich. Von Ausländern für Ausländer. In unserem ersten Hostel hüpft uns eine junge Dänin jauchzend entgegen: Hier sei alles so voller positiver Energien, wie toll das hier doch sei. Hmmmm....  als wir um 21 Uhr am Plaza was zu Abend essen und ein Bier trinken wollen, spüren wir nichts von den Energieströmen: die meisten Restaurants/Cafés haben schon zu; es ist wie ausgestorben. Meditieren macht wohl müde.

Am Dienstag geht das Frohlocken weiter, als wir in einem der Internetcafés am Plaza unsere Blogs hochladen. Eine ältere Amerikanerin und eine junge Britin erzählen uns verklärt und freudestrahlend, wie toll hier doch alles sei. Die Amerikanerin hat hier wohl den Sternenhimmel zum ersten Mal gesehen (ja gibt es den in Fort Lauderdale tatsächlich nicht mehr?) und freut sich über die Freundlichkeit der Bevölkerung: hier wird man, wie übrigens auch in weiten Teilen Perus, auf der Strasse gegrüßt. Auch sie werden von den Vibes und Energieströmen heimgesucht, die sie in strahlende Erdenwesen verwandeln. Beide sind sich sicher, hier ihren Platz gefunden zu haben. Sie planen, hier längere Zeit zu bleiben, warten aber noch auf die Bestätigungsvibes des Dorfes. Weil ich gerade 'Schöne neue Welt lese' muss ich unweigerlich an die tägliche Dosis Soma denken, die wohl mit dem leckeren organic granola & yoghurt und sonstwas organic Frühstück in deren Unterkunft serviert wird. Ja, tatsächlich scheinen viele Alt- und Neu-Hippies, die sich hier auf Selbstfindungstrip befinden, in keinster Weise auf den gewohnten Komfort verzichten zu wollen. Großes Zimmer, eigenes Bad, Fernseher und morgendliches leckeres organic Frühstücksbuffet ist zumindest für unsere beiden Bekannten, die je mind. 3 Monate bleiben wollen, selbstverständlich. Das erklärt warum es uns so schwer fällt eine für hiesige Verhältnisse günstige und einfachere Unterkunft zu finden. Viele der 'Hostels', die in französischer, deutscher oder britischer Hand sind, bieten natürlich auch einen Swimming Pool, evtl. Meditationsraum und einen Spa Bereich, in dem der moderne Hippie sich zwischen Pluderhosen-Shopping, Spanischkurs (bei der italienischen Aussteigerin), Yoga und ekstatischen Tänzen kräftig durchmassieren lassen kann: it's so cheap here (compared to home). Ja natürlich, wir sind ja auch in der dritten Welt! Und übrigens wird das Dorf euch freudestrahlend aufnehmen, wenn ihr weiterhin so viel Geld hier lasst wie bisher.

Und zum Schluss noch ein Zitat aus unserem Footprint Dream Trip (wie passend) Reiseführer: "Catering to their (expats) needs has become the town's growth industry while, in a delightfully ironic reversal of roles, urban middle-class Ecuadoreans from Cuenca, Guayaquil and Quito come to spend their holidays and watch the colorful gringos."


.....Fortsetzung folgt


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blogged by Zenzi39

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