Ab zum Comersee
Mit genügend Zeit im Gepäck starten wir die Anreise nach Italien entspannt. Erste geplante Station soll der Comersee sein, der Rest ergibt sich - wie immer.8. September 2021:
Ohne Wetterapp ging gar nichts, die letzten Tage. Jetzt, Anfang
September, ist das Wetter wechselhafter als im Hochsommer. Trotzdem wollen
wir auch dieses Jahr wieder Zelten wo es geht. Auf den Comersee als erstes
Ziel haben wir uns schnell geeinigt. Auch da hab ich eine schöne Unterkunft,
einfach aber mit tollem Blick über den See. Aber wie so oft, hat Kerstin
eine bessere Idee: Einen Campingplatz, in einem Weinberg. Klar, dass ihre
Augen da leuchten. Schnell mit dem freundlichen Besitzer telefoniert und
eine Parzelle ist reserviert. Na dann, kann es ja losgehen.
Auf dem Mittleren Ring stapeln sich die Autos. Feierabendverkehr. Sowas
kommt davon, wenn man den letzten Arbeitstag zum ersten Reisetag macht.
Egal, wir schwitzen 45 Minuten in unsere Anzüge, bevor uns der Fahrtwind auf
der A95 wieder abkühlt. Erstmal gilt es, Kilometer machen. Immer nach Süden
Richtung Garmisch. Kerstin fährt voraus. Auf dem Silberrücken (unsere 1200er
GS) ist sie gut geschützt vom Fahrtwind. Ich muss auf meiner Ténéré ganz
ordentlich am Gasgriff, um nicht abgehängt zu werden.
In Garmisch folgen wir den Schildern zum Fernpass. Biberwir heißt unser Ziel
für heute, wo wir uns eine nette Pension erwartet. Auch wenn es nur knapp
zwei Stunden Fahrt waren, fühlt es sich jetzt schon an wie der erste
Urlaubstag.
Man spricht Flämisch in Biberwier. Sogar das Restaurant, in dem wir zu Abend
essen, heißt "Brabant", wie das Herzogtum in Flandern. Die Pommes sind nicht
ganz belgisch, aber trotzdem lecker. Das Bergpanorama steigert unsre
Urlaubsstimmung. Und ratet mal, wer morgen als erster auf dem Fernpass ist?
9. September 2021
Traumhaftes Wetter begrüßt uns heute. Kaisersemmeln, Wurst- und
Käseaufschnitt, selbstgemachte Marmelade und ein Ei für jeden erwartet uns im
Frühstücksraum zum vorher vereinbarten Zeitfenster. Corona lässt immer noch
grüßen. So gestärkt geht es auf zur ersten richtigen Etappe: über das
schweizerische Engadin und St. Moritz nach Domaso am Comersee. Den Reschen
lassen wir schnell hinter uns. Statt Stilfserjoch und Umbrail, nehmen wir den
Ofenpass in die Schweiz. Durch das malerische Val Müstair geht es bis Zernez.
Dann links in das Engadin. Durch das mondäne St.Moritz (das jetzt im
Spätsommer eher verlassen wirkt). Am Molojapass endet das Hochtal mit einer
wunderbaren Serpentinenstrecke. Für uns ist der Pass eine Premiere. Am
liebsten wären wir gleich wieder hochgefahren.
Gleich hinter dem Pass kommt die italienische Grenze. Unaufhaltsam nähern wir
uns dem Tagesziel: Comersee. Unser Campingplatz liegt am Nordende des Sees, in
Domaso. In einem Weinberg. Die Betonung liegt auf Berg, denn der Weg dahin hat
es in sich und ist definitv nicht für Campervans geeignet: schmalste Sträßchen
geht es hoch. Immer wieder um Haarnadelkurven und als am Ende auch noch
Kopfsteinpflaster kommt, hält Kerstin erstmal an und lässt mir den Vortritt.
Erstmal gilt es herauszufinden, ob wir überhaupt auf dem rechten Pfad sind.
Umdrehen in einem schmalen Gäßchen ist nicht so unser Ding. Aber alles passt
und Andrea vom Agrar Camping Colle Vento erwartet mich schon. Kerstin folgt
mich nach kurzem Signal.
Der Campingplatz ist wirklich ein Traum. Es ist in Wirklichkeit ein Zeltplatz,
weil nur Zelte erlaubt sind (Camper hätte eh keine Chance). Die Parzellen sind
wirklich mitten im Weinberg und es gibt insgesamt nur 15 davon. Ein echtes
Paradies mit Blick auf den See. Natürlich gibt es auch einen Kühlschrank mit
einem Stiefelbier für mich und eigenem Wein für Kerstin. Nicht zu vergessen
der Brötchenservice zu Frühstück - das hilft wirklich, bis in die Stadt gilt
es einige Höhenmeter per Stufen zu überwinden.
Nachdem wir unser Zelt aufgeschlagen haben, schlendern wir gleich mal nach
Domaso hinunter in ein Restaurant, das uns Andrea empfohlen hat. Das Essen und
der Wein dort sind köstlich. Fatalerweise auch der Grappa, was den Rückweg
etwas mühsamer macht.
10. September - Wandertag
Nach zwei Fahrtagen werden die Beine heute mal für etwas anderes genutzt, als
fürs Schalten. Gleich oberhalb des Campingplatzes führt ein schöner
Rundwanderweg durch einsame Bergdörfer zu einer kleinen Kapelle mit einem
wunderbaren Blick über den See.
Weiter geht es nach Livo, einer kleinen Ortschaft, wo wir auf eine Einkehr
hoffen. Leider vergeblich: Das einzige Restaurant im Dorf hat heute Ruhetag.
Da kann man nichts machen, außer nochmal 4 km durch ein schönes Tal zur
Crotto Dangri
laufen. Das entpuppt sich eher als eine Berghütte als ein Restaurant. Die
hausgemachten Buchweizenpasta und sehr nahrhafte Polenta sind dann aber genau
das, was wir brauchen.
Wieder zurück an unserem Zelt, genießen wir den Sonnenuntergang mit Antipasti,
Wein vom Weinberg und ein paar Bier für mich.
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