Samstag, 4. Februar 2017

Quer durch den Balkan - Teil 5: Thethi und 'Bazaar' an der Grenze


Von Shkodér ist es nicht mehr weit nach Thethi, jenes einsame Tal das so abgelegen ist, dass nur zwei Strassen hinführen. Gestern Abend haben wir uns schon ausführlich in Internet und auf YouTube erkundigt wie die Strasse dahin aussieht. Soviel haben wir rausgefunden:

  • Die SH21 nach Thethi ist wohl seit neuestem bis zum Pass geteert, danach Schotter
  • Die Strasse ohne Namen, die von Osten nach Thethi führt ist wohl nur was für harte Enduristen oder 4WDs (also nicht für uns).
Und so beschliessen wir über die SH21 hin und auch wieder zurück zu fahren. Wir möchten wenigstens zweimal übernachten, um endlich mal eine paar Schritte Wandern zu können.

Von der SH1 geht es bei Koplik rechts auf die SH21 und uns erwartet eine wunderschöne Pass-Strecke. Der Belag bis beinahe jungfräulich, Kurve folgt auf Serpentine und die Ausblicke auf die Berge sind fantastisch. Sogar Parkplätze mit Aussichtspunkten und Info-Tafeln fehlen nicht. Gut gemacht Albanien.

Leider hört die Traumstrasse wie erwartet just am Scheitelpunkt auf. Runter ins Tal geht es über eine schmale Schotterpiste. Auf der Passhöhe treffen wir auch ein paar deutsche Urlauber, die gerade die Auffahrt hinter sich gebracht haben. Sie erzählen von ihrer 3-stündigen Abfahrt am Abend zuvor mit ihren alten, nicht wirklich geländegängigen Fahrzeugen (Auto und Bus). Es gibt viel Gegenverkehr (Thethi ist nämlich schon lange nicht mehr einsam - täglich fahren viele Tourbusse und -jeeps mit den Besuchern ins Tal) - auch als wir dort stehen sehen wir massig Jeeps rein und rausfahren. Das hebt insbesondere bei Kerstin nicht gerade die Stimmung.

Probieren wollen wir es trotzdem - wir brechen aber schnell ab. Besonders der unbefestigte, steile Abhang an dem wir bei Gegenverkehr entlangtuckern trägt nicht dazu bei, dass wir uns richtig wohlfühlen und so kehren wir wieder um.

Weil es schon Nachmittag ist als wir wieder zur SH1 kommen, beschliessen wir einem Tipp eines deutschen 4WD Fahrers zu folgen, den wir auf dem Pass getroffen haben: Das Shkoder Lake Resort soll ein toller Campingplatz sein, inkl. Restaurant und Badesee. Als dann noch das Wort "Hängematte" fiel, war Kerstin nicht mehr zu halten.

Der Weg zum Campingplatz ist gut ausgeschildert. Und unsere Erwartungen werden nicht enttäuscht: Der Platz ist wunderschön und sehr großzügig gehalten, mit genügend Platz für jeden Camper. Ausserdem gibt es einen kleinen Strand mit Liegen und eben Hängematten. Ein Restaurant, WiFi und einen Wäscheservice.

In 15 Minuten steht unser Zelt, eine Ladung Wäsche ist in der Maschine und wir genießen entspannt ein Bier am Strand.



Abends treffen wir noch drei weitere Motorradfahrer. Einer kommt gerade von da, wo wir als nächstes hinwollen: Das Vermosh-Tal. Dieses Tal soll touristisch noch nicht so erschlossen sein wie Thethi, aber besser zu erreichen. Leider führt der direkte Weg über die SH20, die ebenfalls noch ein gutes Stück Schotterpiste ist. Der Motorradfahrer, der diese Strecke hinter sich gebracht hat hat nur laut gelacht als ich ihn nach dem Zustand der Strasse fragte - Schotter vom feinsten, immer fein Hand am Gas lassen. Wie wir hören wird dort gerade fleissig gebaut, das heißt der Schotter ist frisch und weich, die Strecke ähnlich steil und abschüssig wie nach Thethi - und dann noch massig Baustellenfahrzeuge - also vielleicht doch nicht.  Aber zum Glück führt noch ein anderer Weg nach Vermosh: über Montenegro.

Und so brechen wir morgens Richtung Grenze auf, reisen nach Montenegro ein und ein paar Stunden später auch schon wieder aus - zurück nach Albanien, direkt beim Vermosh Tal. Aber nicht ohne vorher ausgiebig die traumhafte Route entlang von Bergen und Schluchten in Montenegro zu genießen - ganz ohne Schotter.

Beide Grenzübergänge sind übrigens wieder völlig problemlos: Man kontrolliert immer Pass und Fahrzeugschein, auch die grüne Versicherungskarte möchten die montenegrischen Grenzbeamten sehen (meine laminierte Grüne Karte lockte dem Beamten ein "very professional" hervor). Auch der Zoll will diesmal einen Blick in unsere Koffer werfen. Der Anblick von Kerstins Koffer Inhalt (ich sage nur Kraut & Rüben), kommentiert der Zöllner lächelnd mit "Bazaar".

Über Vermosh und unser tolles Guesthouse berichten wir dann im nächsten Post [Fortsetzung folgt]

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blogged by Phoney


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