Sonntag, 13. September 2020

Toskana 2020 VI: Es geht Heimwärts

Molveno

Toskana 2020 VI - Es geht Heimwärts

Von Ligurien geht es durch die Po-Ebene ins Trentino nach Molveno und weiter über Sterzing und Brenner nach Hause.

10. September, Donnerstag: Mit etwas Wehmut packen wir unser Zelt zusammen das jetzt drei Tage lang unser Ausgangspunkt war für eine wirklich tolle Zeit am Meer und in den Cinque Terre. Ich denke wir werden die Gegend nicht zum letzten Mal besucht haben. 
Gegen zehn sind wir abfahrtsbereit und wenden uns Richtung Norden, grob Richtung Cremona. In der Gegend wollen wir uns für heute Abend mal wieder ein nettes Agritoursimo suchen. Wir müssen ja nicht hetzen, sondern haben noch volle vier Tage Zeit, bevor der Ernst des Lebens wieder losgeht. Gleich hinter Levanto geht es wieder in die Berge hoch. Über den Passo di Centocroci geht es auf schönen kleinen Sträßchen immer weiter durch die Wälder. Sehr schön ist es hier - aber auch wirklich sehr einsam. Uns knurrt schon ganz schön der Magen als wir endlich mal ein Schild sehen das eine Trattoria angekündigt. Dass es dann nochmal fast eine halbe Stunde dauert, bis wir dann bei der Trattoria Solari ankommen, zeigt wie wenig in dieser Gegend los ist. Ohne groß hinzuschauen, parken wir die Bikes und lassen uns auf der Terrasse nieder. Der Laden sieht aus wie eine alte Tankstelle. Erst nach und nach bemerken wir einige seltsame Dinge: Überall sind lebensgroße Puppen aufgestellt, das ganze ist ein riesiges Sammelsurium an Trödel und Souvenirs. Die Mama des Hauses preist uns das Menü an, aber obwohl wir ordentlich hungrig sind, sind uns dann drei Gänge plus Suppe und Nachtisch dann doch etwas zu viel. Kerstin entscheidet sich für Antipasti ohne Fleisch und ich nehme die Pasta. Was dann kommt lässt uns wirklich staunen. Statt Grissini kommen da die ‚Torta‘ - das ist so eine Mischung aus ‚Auszogene‘ und ‚Churro‘, aber nicht süß - die Portion ist riesig. Dann kommt die Antipasti: Ein riesiges Stück Käse und ein Laib Brot dazu - wir sind baff. Davon können wir uns zwei Tage ernähren. Tapfer kämpfen wir mit dem Käse als dann eine Schlüssel in der Größe einer Kinderbadewanne ankommt, voll mit Taigliatelle con Funghi - damit könnte man eine halbe Kompanie versorgen. Wir essen was geht, aber am Ende sieht alles immer noch so aus, als hätten wir es kaum angerührt. Die Mama ist sichtlich enttäuscht und will unseren Appetit mit einem Grappa anregen, was wir aber mit Hinweis auf die Motorräder dankend ablehnen. Immerhin nehmen wir die übrigen Torta mit. 

Von hier schlängeln wir uns noch ein Weilchen durch die Berge der Emilia Romagna, bevor es unweigerlich hinunter zur Po-Ebene geht. Es ist schon kurz nach vier als wir vor Cremona halt machen um ein passendes Agritourismo zu finden - gar nicht so einfach. Einige sind geschlossen, andere haben kein Restaurant und sind zu weit weg von einer Ortschaft. Am Ende werden wir dann doch fündig - das Cascina Farisengo wird unsere Bleibe für die Nacht. Als wir angerufen und reserviert haben wussten wir nicht viel darüber - nur dass die Dame am Telefon sehr nett war, dass es nicht weit ist und dass wir sowohl im Agritoursimo oder in einer Pizzeria in der Nähe etwas essen können. Mehr brauchen wir nicht. Als wir dann ankommen finden wir einen prächtigen Gutshof mit traumhaft renovierten Zimmern vor - der pure Luxus. Der alte Baron Ferrari (kein Witz) empfängt uns persönlich und wir dürfen unsere Motorräder auch gleich im Kutschenhaus parken (auch kein Witz, da stehen wirklich ein halbes dutzend Kutschen drin). Nach einem Spaziergang durch den angelegten Garten, inkl. Teich und Lauben, lassen wir uns dann unter Palisaden zu einem einfachen aber sehr leckeren Abendessen (Pizza und Salat) nieder und genießen die Ruhe. Wir erfahren dass die Familie sich auf Hochzeiten und andere Events spezialisiert hat und es gibt sogar ein kleines Museum mit alten Gerätschaften, vom Traktor bis zum Feuerwehrwagen.

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11. September: Wir haben schon gestern beschlossen, dass wir die Po-Ebene möglichst schnell, also auf der Autobahn durchqueren wollen - hier ist es flach und heiß, das ist nicht unser Ding. Zum Glück geht die Autostrada gleich bei Cremona los und es dauert weniger als eine Stunde bis wir wieder an Höhenmeter gewinnen. Unser Ziel für heute soll der Campingplatz in Molveno sein. Mit Molveno verbinden uns sehr schöne Erinnerungen an eine unserer ersten Touren, als Kerstin noch bei mir hinten mitfuhr.  Und so lassen wir den Gardasee rechts liegen und sind schon kurz nach zwei am Campingplatz, der sehr schön am See gelegen ist mit wunderbarem Blick auf die Brenta Dolomiten. Und das ist auch gut so - können wir noch zwischen verschiedenen Plätzen wählen, ist der Platz drei Stunden später voll. Naja - heute ist natürlich auch Freitag und nicht wenige Wochenendurlauber reisen an. Egal - wir sitzen gemütlich vor unserem Zelt, schlendern durch das Städtchen, gönnen uns Apero und Pizza und schlafen unter einem wunderbaren Sternenhimmel ein.

12. September, Samstag - Entschleunigung heißt unser Motto in den letzten Tagen unseres Urlaubes. Also auch heute nur eine kurze Tour nach Sterzing am Fuße des Brenners. Hier wollen wir uns standesgemäß von Italien verabschieden und nehmen ein schönes Zimmer in einem modernen Hotel nahe der Altstadt. Das Wetter ist wundervoll und so verbringen wir den ganzen Tag damit, das kleine Städtchen zu erkunden (die Stadtführung haben wir leider verpasst), sitzen fast in jedem Café einmal, essen Eis und trinken - der darf natürlich nicht fehlen - denen einen oder anderen Spritz. Nur das mit dem Essen haben wir uns anders vorgestellt: Schon bei unserem Spaziergang merken wir dass die Stadt ordentlich voll ist, also ausnahmsweise mal einen Tisch reservieren - leider nicht so einfach: alle Restaurants sind entweder schon voll, haben geschlossene Gesellschaften oder erst gar nicht offen. Am Ende finden wir dann doch ein Plätzchen auf einer Terrasse, mit Pizza und Pasta, einem etwas muffligen Kellner, der aber unter seiner schroffen Art, eigentlich doch ganz nett ist. Morgen geht es dann nur noch über den Brenner nach Hause.

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Fazit: Obwohl wir noch im Juni nach Griechenland fahren wollten und Italien und die Toskana nie auf unserer Liste stand, sind wir begeistert und werden sicher wieder kommen. Mir haben es besonders die unendlich vielen kleinen Strassen, voller Kurven und Serpentinen angetan, die die Emilia -Romagna und Ligurien durchziehen. Aber auch die mittelalterlichen Städte der Toskana, das Essen, der Wein und natürlich die vielen freundlichen Begegnungen … ja, ich glaube wir gehören jetzt auch zur Toskana-Fraktion.

Mittwoch, 9. September 2020

Toskana 2020 V: Die Cinque Terre

Cinque Terre

Die Cinque Terre

Nicht mehr Toskana, sondern Ligurien - die Cinque Terre sind die letzte Etappe auf unserer Tour, bevor es wieder gen Heimat geht. Meer, Strand, Hitze und schönen Wanderungen gehören die nächsten Tage.

Dienstag, 7. September - Unsere Unterkunft bietet kein Frühstück an (außer für die zwei Quarantänegäste, die wohl auch im Hotel wohnen), also gehen wir bevor wir abfahren, schon in voller Motorradklamotte in ein Café um die Ecke. Cappuccino und süße Croissants stärken uns für die Fahrt heute. Wie schon öfters erwähnt wollten wir heute zur ligurischen Küste, die berühmten fünf Dörfer (Cinque Terre) besuchen.  Tatsächlich sind die Cinque Terre eines der wenigen Ziele auf unserer Tour, über die wir uns (oder zumindest ich) schon vor der Abfahrt Gedanken gemacht haben. In den letzten Tagen wurde der Plan detaillierter. D. h. wir haben beschlossen, wo wir übernachten wollen und dass wir mindestens drei Tage da bleiben wollen. Noch vorgestern hatten wir Lerici als Ziel und Übernachtung geplant - da gibt es einen schönen Campingplatz direkt am Meer und man kommt mit dem Bus nach La Spezia von wo man mit dem Zug und zu Fuß die Dörfer erkunden kann. Aber wie so oft bei uns haben wir uns mal wieder in letzter Minute umentschieden und fahren nach Levanto. Das hat zum einen mit der Strecke zu tun - länger durch die kühlen Berge, weniger an der heissen und vollen Küste entlang. Zum anderen aber auch mit einem weiteren schönen Campingplatz, den wir dort entdeckt haben, und die Chance,   mehr direkt zu Fuß zu machen (also nicht immer erst mit dem Bus irgendwo hinfahren zu müssen).

Von Lucca geht es (jetzt schon zum 3. Mal) den Serchio entlang, an der Teufelsbrücke vorbei und dann über SR445 und SS63 grob Richtung La Spezia und Genua. Kurz vor Aulla halten wir zum Mittagessen an. Leider zwingt uns kurz hinter Aulla ein Brückeneinsturz unsere geplante Route zu verlassen. Mangels Karte und Navi-Problemen entschliessen wir uns kurzerhand der offiziellen Umleitung über die Autostrada zu folgen (ist sogar Gebührenfrei). Guter Entschluss, kommen wir so doch gut eine Stunde früher in Levanto an und ergattern deshalb den letzten Zeltplatz auf dem Camping Aqua Dolce. Der Platz liegt sehr zentral in Levanto - zum Bahnhof - wo die Züge der Cinque Terre Linie abgehen - sind es knapp 15 Gehminuten, ins Zentrum etwas weniger. Der Platz ist terrassenartig an einem Hang angelegt. Unser Platz ist auf der obersten Terrasse. Die Mopeds müssen auf einen Parkplatz einige Stufen weiter unten stehen bleiben; aber da wir ja vorhaben, einige Tage hierzubleiben, macht uns das nicht viel aus. Zum Glück gibt es viele Sanitäre Anlagen und sogar Waschmaschinen - da können wir mal unsere Wäsche richtig durchwaschen. Hatte ich schon erwähnt dass hier zum ersten Mal auf unserer Tour richtig was los ist? Also viele Touristen, auch viele Deutsche, Holländer und Franzosen. Unser Campingplatz schein fest in deutscher Hand zu sein, wenn man den Nummernschildern an den Campern glaubt. Mittags schlendern wir durch Levanto - viele Läden haben noch zur Siesta geschlossen, aber ein Focaccia Laden der uns mit leckeren, frischen Schnitten derselben versorgt ist schnell gefunden. So gestärkt flanieren wir weiter Richtung Stand, wo eine wunderschöne Promenade zum Spazierengehen einlädt und genügend Gelegenheiten für einen Apero bietet. Den genießen wir auch reichlich in den verschiedenen Bars und können dank der gereichten Snacks - über Pizzaschnitten, Sandwiches, Chips bis zu Nüsschen ist alles dabei - auf ein Abendessen verzichten. Nach dem wunderschönen Sonnenuntergang gönnen wir uns noch ein leckeres Craftbier vom Fass in der Birreria Gambrinus im Städtchen und sind dann auch bereit für unsere Luftmatratzen.

Die nächsten Tage verbringen wir mit 2 fantastischen Wanderungen nach entsprechender Anreise per Zug (mit CinqueTerre Card):
1. Tag: Anreise nach Manarola - Wanderung über Volastra nach Corniglia, weitere nach Vernazza und nach Monterosso, es wurde immer heißer und ich empfehle einen frühen Start
2. Tag: Anreise nach Riomaggiore - Frühstück dort, dann Wanderung via Telegrafo nach Porto Venere - Bad im Meer; Rückfahrt mit der 17 Uhr Fähre nach Levanto...wahrlich ein Traum


8. September - Heute werden die Motorradstiefel mal gegen die Trekkingschuhe getauscht. Mit dem Zug geht es von Levanto nach Manarola - das dritte der fünf Dörfer. Von dort aus wollen wir uns über den schönen Terrassenweg zurück nach Vernazza wandern. Dort können wir dann wieder mit dem Zug zurück nach Levanto fahren. Schon kurz vor acht sind wir am Bahnhof in Levanto, kaufen unsere Tickets (Tagesticket, da kann man beliebig viel fahren und auch die Wanderwege mit Maut sind inklusive). Alles geht so schnell, das wir sogar einen frühere Zug nehmen können. So sind wir eine der ersten die kurz nach 8:30 Uhr die Terrassen besteigen in denen die Bewohner der Dörfer Wein, Oliven und anderes anbauen (das gehört auch zum Weltkulturerbe). Immer weiter hinauf schlängelt sich unser schmaler Weg und bietet immer wieder fantastische Ausblicke auf die Küste und die Dörfer. Und wir sind fast alleine unterwegs. Erst vor Vernazza kommen uns immer mehr Wanderer entgegen, oft auch in großen Gruppen, was immer wieder zu Wartezeiten führt, weil die Wege hier sehr schmal & teilweise steil sind. Also heißt es immer wieder warten, Wandergruppe vorbei lassen bevor mal selbst weitergehen kann. Wir sind trotzdem froh offensichtlich die Strecke mal wieder gegen den Strom gegangen zu sein. Gegen 13 Uhr sind wir am Ziel und hungrig. Leider haben schon wieder viele Restaurants für die Mittagszeit geschlossen, aber am Ende werden wir doch fündig und lassen uns erschöpft auf in einem Restaurant an der Strandpromenade nieder. Die letzten km waren ziemlich schweißtreibend. Hier am Meer geht der Thermometer leicht über 30° - auch jetzt im Spätsommer. Ein Eis später bringt uns der Zug wieder zurück nach Levanto, zu Campari Spritz, Sonnenuntergang und - zur Feier des Tages - heute mal ne Pizza.


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9. September - Nachdem wir gestern die drei Dörfer Manarola, Corniglia und Vernazza von Ost nach West erwandert haben, geht es heute - wieder per Zug - nach Riomaggiore. Diesmal wollen wir nach La Spezia spazieren. Nach der Ankunft im malerischen Riomaggiore gönnen wir uns erstmal ein kleines Frühstück und beschnuppern ausführlich das kleine Städtchen. Typisch für die Dörfer der Cinque Terre ist die steile Hanglage und die Hauptstrasse die im Meer bzw. Im Hafen endet. Oft liegen die kleinen Fischerboote einfach links und rechts der Hauptstrasse, wahrscheinlich vor den Häusern der Besitzer. Wir brechen auf und folgend dem gut ausgeschilderten Wanderweg, der schnell nach oben führt. Nur kurz geht es diesmal durch die Terrassen, bald sind wir schon im Wald. Auf teilweise gepflasterten Wegen folgen wir quasi dem Bergkamm Richtung Porto Venere. Unterwegs gibt es nur ein kleines Dorf, aber auch dort ein kleines Café wo wir uns Stärken. Wir kommen aber auch an anderen Verpflegungsstationen vorbei - Restaurants, Kioske und sogar einen Foodtruck - die Verpflegung die wir eingepackt haben, hätte es nicht gebraucht. Kurz bevor es wieder bergab an die Küste geht, kommen wir an einem Refugio vorbei (quasi eine Berghütte), wo wir uns ein Bier mit Blick auf die Festung von Porto Venere. Eigentlich wollten wir erst unten in der Stadt etwas essen, aber die Wirtin fängt gerade an das Mittagsmenü zu servieren und es gibt hier so leckeres, frisches und hausgemachtes Essen, das wir nicht widerstehen können und für Primi, Secundi und Kaffee bleiben, bevor wir uns an den Abstieg machen. Porto Venere empfängt uns als schmuckes Städtchen mit Fort, Stadtmauer und Hafenpromenade. An selbiger schlenderte wir zum Hafen, wo stündlich eine Fähre zurück nach Levanto fährt. Die Fahrt bietet uns die Möglichkeit die fünf Dörfer auch nochmal von Meer aus zu sehen. Ein großartiger Abschluss für drei schöne Tage am Meer. Morgen geht es Richtung Norden, gen Heimat. Wir haben aber noch vier Tage Zeit, können uns also Zeit lassen und noch ein paar Mal Station in Italien machen.

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Sonntag, 6. September 2020

Toskana 2020 IV: Lucca

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Toskana 2020 IV: Lucca

Bevor wir uns ans ligurische Meer verabschieden, entspannen wir eine Nacht in Lucca.


6. September: Wiedereinmal haben wir wirklich gut geschlafen im Zelt und ich auf meiner neuen Lomo Luftmatratze. Also flott das Zelt abgebaut, alles verstaut und beim Auschecken noch schnell einen Cappuccino mit Brioche con Crema eingenommen. Jetzt kann's losgehen. 

Nach fünf Nächten im Zelt und in der Natur, wollen wir mal wieder etwas Stadtleben genießen. Lucca soll unser Ziel sein. Von Freunden haben wir gehört, dass die Stadt einiges zu bieten hat und so reservieren wir per booking ein einfaches Zimmer, das nicht weit von der Stadtmauer entfernt ist und einen großzügigen  privaten Parkplatz zu bieten hat. Wir wählen wieder eine Route,   die uns möglichst lange durch die Berge führt, bevor wir von Norden kommend den Serchio - Luccas Stadtfluss - entlang zu unserem Ziel rollen. Dabei kommen wir bereits zum zweiten Mal an der Teufelsbrücke oder Ponte del Diavolo vorbei, wo wir einen Café-Stopp einlegen.

 Es ist ja nicht weit und so spazieren wir bereits gegen drei Uhr Nachmittags durch die Altstadt von Lucca. Leider gerade etwas zu spät zum Essen, viele Restaurants starten gerade in die Mittagspause und machen erst gegen sechs wieder auf - aber eine leckere Pasta und ein Glas Wein (bzw. Bier) lässt sich immer auftreiben. Gut gestärkt folgen wir dem Stadtspaziergang der uns zu allen wichtigen Sehenswürdigkeiten führt - z.B. auch zum Denkmal von Giacomo Puccini, ein Sohn von Lucca. Auf der komplett erhalten Stadtmauer ist rundrum ein breiter Weg angelegt, auf dem man wunderbar um die Stadt herum flanieren kann, sich ein Eis gönnen und mal von oben Blicke auf die Stadt erhaschen kann. Kurz vor sechs finden wir uns auf der Piazza S. Giovanni Leonardi zu einem ausgiebigen Apero ein. Zu Campari bzw. Cynar Spritz gibt es Chips und kleine Snacks. So kann man stundenlang das Treiben auf dem Piazza beobachten. Nach dem Abendessen schlendern wir weiter durch das nächtliche Lucca, genießen die laue Abendluft, lauschen einem Freiluftkonzert und genehmigen uns noch ein Gläschen zum Abschied auf dem Piazza San Martino auf dem die gleichnamige Kirche den Blick beherrscht. Ein schöner Abschluss für unsere Toskana Tour, denn morgen geht es nach Ligurien, zu den berühmten fünf Dörfern.


Samstag, 5. September 2020

Toskana 2020 III: Über Montepulciano nach Lucca

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Toskana 2020 III: Ab in die Natur

Einsame Zeltplätze, traumhafte Bergstrassen, Weinberge und mittelalterliche Städte - Toskana pur

Freitag, 4. September: Inzwischen sind wir eine Woche unterwegs und das Wetter meint es wieder richtig gut mit uns. Die Sonne lacht, wir schlafen lange und nach einem kleinen Frühstück geht es los. Den ersten Cappuccino wollen wir in Montepulciano einnehmen. Dort angekommen bekommen wir zum ersten Mal einen richtigen Vorgeschmack auf das, was um diese Zeit in der Toskana los sein kann: Da es nicht erlaubt ist, in die Stadt selbst zu fahren, wird es eng um die Parkplätze vor den Stadttoren. Zum Glück findet man mit einem Motorrad eigentlich immer einen Platz, aber diesmal müssen sogar wir suchen und ganz schön rumrangieren bis wir was passendes auf dem öffentlichen Parkplatz gefunden haben - alles unter den Augen eines Carabinieri. Nachdem dieser aber keinerlei Reaktion auf unsere Parkkünste und das anschliessenden Verzurren und Verschliessen unserer Jacken, Helme und Tankrucksäcke zeigt, beschliessen wir das auf das Parkticket einfach mal zu verzichten. Wo soll man das auch festmachen und einen echten Parkplatz nehmen wir ja auch nicht weg.  In Montepulciano verlaufen sich dann die Besucher schnell, besonders wenn man erstmal von der Haupt-Strada, an der sich ein Weingeschäft an das andere reiht, abbiegt. Kerstin hat fast Tränen in den Augen, weil sie auf die vielen Einladungen zum Weinverköstigen nur ablehnend reagieren kann. Unseren Café und ein Brioche bekommen wir natürlich und am Ende unseres kurzen Stadtbummels kaufen wir sogar noch eine Toskana Straßenkarte - bis jetzt mussten wir uns auf Google und unser Navi verlassen, was sonst eigentlich nicht unsere Art ist. Aber irgendwie hatten wir das Thema Kartenmaterial diesmal schwer vernachlässigt. 

Weiter geht's Richtung Poppi. Von dort führt uns ein kleines Bergsträßchen zu unserem Campingplatz, der wirklich einsam und mitten im Wald gelegen ist. Das Gelände ist riesig, verteilt stehen auch einige Hütten die man mieten kann. Der Platz ist dabei an einem ziemlich steilen Hang angelegt mit einigen Terrassen auf denen wir unser Zelt aufbauen können. Leider können wir auch hier nicht unsere Motorräder beim Zelt parken, aber sie sind zumindest in Sichtweite. Dafür geht es zu den sanitären Anlagen über 70 Stufen nach unten ans Ende des Hanges. Ach ja - und eine Gruppe Pfadfinder hat auch ihr Lager aufgeschlagen - stört uns aber nicht weiter. An der Rezeption erfahren wir - anders als nach der Beschreibung im Web vermutet - dass es kein Restaurant am Platz gibt. Es gibt nur Snacks in Form von Tiefkühlpizzaschnitten - naja dafür muss ich nicht nach Italien. Aber keine 20 Minuten Fußmarsch entfernt gibt es wohl eine kleine 'Ortschaft' mit drei Restaurants. Und so spazieren wir Abends in das Örtchen Camaldoli, das sich nicht nur als Zentrum des hiesigen Nationalparks herausstellt, sondern vor allem als Kloster und beliebte Pilgerstätte. Und tatsächlich fallen uns jetzt immer mehr Wanderer auf, die offensichtlich auf Pilgerreise sind und teilweise im Kloster, teilweise in den drei Herbergen im Ort (richtig, das sind auch gleichzeitig die drei Restaurants) oder eben auch an unserem Campingplatz ihr Nachtlager aufschlagen. Der Ort ist schnell besichtigt, besteht er doch nur aus dem Kloster und den drei Herbergen, die - wenn man der Speisekarte nach urteilt - eigentlich alle zusammengehören, denn Speises, Preise und Bedienung sind für alle drei gleich.

Samstag, 5. September: Auch gestern Abend haben wir uns wieder mal überlegt, wo wir weiters hinfahren wollen. Grob wollen wir Richtung Ligurische Küste und dort die Cinque Terre anschauen.  Also grob Richtung West-Nord-West. Aber es gibt ja ein paar Rahmenparamenter, die mit berücksichtigt werden müssen: 

1) Wir wollen nicht durch großen Städte wie Florenz fahren. 
2) Es ist jetzt schon ordentlich heiß, deshalb bleiben wir lieber in den Bergen und Wäldern. 

Und so finden wir einen weiteren Campingplatz in den Bergen, quasi direkt auf einem Pass. Der Weg dahin bringt bei Calimoto über 100 Punkte und das ist noch nichtmal „Extra Kurvig“ geplant. Also los. Das wir bei der Streckenwahl alles Richtig gemacht haben, merken wir schnell, als wir immer mehr Motorradfahrern begegnen und an regelrechten Bikertreffs vorbeikommen. Hier an der Grenze zwischen Toskana und Emilia-Romagna ist das Motorrad Eldorado für ganz Florenz. Wir genießen die Strecken, sind wie immer gemütlich unterwegs und winken die italienischen Biker gern vorbei - wir haben ja noch fast 10 Tage, die meisten von ihnen wahrscheinlich nur das Wochenende. Kurz nach vier erreichen wir Camping la Futa (http://www.campinglafuta.it/), ein riesiges familiengeführtes Camping Areal, das aber perfekt organisiert ist. Wir suchen und finden ein feines Plätzchen und nachdem echt einiges los ist am Platz, reservieren wir gleich beim Check-In einen Tisch in der Pizzeria. Das war ein cleverer Zug, denn die wird richtig voll am Abend, was sicher auch den wirklich köstlichen Pizzen und des sehr netten Service zu verdanken ist. Beim Zahlen an der Kasse gibt es dann noch anerkennende Blicke und Kommentare für die diversen Weine, Biere, Campari Spritz und Grappas die beim Essen über den Tisch gingen.

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