Montag, 30. Juni 2014

Wandertage in Goris


In Goris können wir hervorragend ruhen, im Biergarten sitzen und endlich mal ein wenig die Beine vertreten (im wahrsten Sinne des Wortes). Belassen wir es an einem Nachmittag bei einer kleinen Wanderung auf Trampel(tier)pfädchen in die direkt umliegenden Hügel mit bizarren Felsformationen, machen Constantin und ich uns am nächsten Morgen auf nach Tatev.

Eigentlich sollte um 7.30 Uhr ein marshrutky (Minibus) fahren; aber wir scheinen an der falschen Haltestelle zu stehen und nehmen um 8 Uhr entnervt ein Taxi ins nahe gelegene Halidzor.

Von hier wandern wir die noch wenig befahrende Serpentinenstrasse ins Tal hinab fast bis zur Devil's Bridge. (Theoretisch hätten wir wohl auch von Halidzor aus über das 'old village' direkt in die Vorotan Schlucht absteigen können und am Schluchtgrund entlanggehen, aber ob der Weg unten durchgängig  ist wissen wir nicht; da ich mir morgens den Köchel schwer verknackst habe bin ich gar nicht unfroh, erst mal über Asphalt zu gehen anstatt irgendwelche Steige abzusteigen). Unten finden wir mühsam und nach 2 Bachüberquerungen den Pfad zur Mets Anapad, ein altes überwuchteres Kloster von Tatev; von hier geht's auf recht gutem und vor allem erkennbarem Steig hoch nach Tatev.

Wir besichtigen das alte Tatev Kloster (gemeinsam mit Massen von anderen Touristen), nehmen die 'Wings of Tatev' Seilbahn zurück nach Halidzor und trampen zurück nach Goris.

Abends stelle ich endlich meinen inzwischen arg geschwollenen Fuss ruhig und lasse mich von den Jungs bekochen. Wieder mal gucken wir Fußball, was haben wir nur all die Abende ohne Fußball gemacht?

Bizzare Felsformationen in Goris


Blick über Goris

Wacklige Bücken gilt es zu überqueren

Die Klosterkirche von Tatev

Das verfallene Mets Anapad Kloster in der Schlucht

Samstag, 28. Juni 2014

Kurvenparadies in Armenien


Von Meghri nehmen wir nicht die kürzeste, sondern die schönste Strecke nach Goris unserem nächsten Ziel.

Die Strasse führt östlich bis nach Kapan und trifft erst dort wieder auf die Hauptverkehrsader durch Armenien.

Was für eine paradiesische Strecke: Auf und ab geht es durch den Kaukasus. Hinter jeder Kurve (und daraus besteht eigentlich die ganze Strecke) tun sich neue Bergpanoramen auf. Mehrmals halten wir an und lassen die Ausblicke einfach nur auf uns wirken. Hinzu kommt die Einsamkeit. Auf den 50km nach Kapan begenen uns gerade mal 3 Autos. Kein Vergleich zum Iran, wo praktisch immer dichter (Laster-)Verkehr herrschte.

Habe ich gestern noch gesagt "Wer nur zum Motorradfahren in den Iran kommt, kann getrost im Norden bleiben" würde ich heute sagen "Wer nur zum Motorradfahren in den Iran kommt, kann in Armenien bleiben".

Unterwegs biegen wir auf einen kleinen Schotterweg ab, der uns laut Reiseführer zu einer kleinen Kirche führen soll. Tatsächlich endet der Pfad an der kleinen Kapelle, wo sich bereits eine armenische Familie mit ihrem Lada zum Picknick niedergelassen haben. Die Verständigungsschwierigkeiten sind zwar groß, aber dass man uns zu Essen, Wodka und Tee einlädt ist uns schnell klar. Als Papa dann noch die Mucke im Lada anmacht, gibt es kein zurück mehr: Kerstin muss mit Mama und Oma tanzen. Das ganze wird eifrig mit den Handys gefilmt und steht inzwischen wahrscheinlich schon auf YouTube.

In Goris findet Kerstin für uns ein nettes B&B, wo wir uns gleich mal für einige Tage niederlassen wollen.

Das letzte deutsche WM Gruppen-Spiel schauen wir uns mit Keith aus den USA an. Wie passend.


Donnerstag, 26. Juni 2014

Traumstrassen nach Armenien


Schon unsere Fahrt zum Kaspischen Meer wurde ja mit traumhaften Passstrassen belohnt. Allerdings war der Verkehr gerade im zweiten Teil wieder typisch Iran: Viele Autos, noch mehr Lastwagen und keine Regeln (man muss im Iran immer mit einem oder zwei entgegenkommenden Fahrzeugen auf seiner Spur rechnen. Besonders auch in unübersichtlichen Kurven - Inshallah).

Heute geht's per Schnellstrasse nach Ahar wo wir das letzte Mal auf iranischem Boden übernachten. Die Fahrt geht wieder durchs Gebirge, allerdings weniger spektakulär als gestern. Dank Helferlein Navi finden wir das einzige Hotel in Ahar auf Anhieb, allerdings kennt das Navi keine Einbahnstrassen. Also fahren wir ganz iranisch im dicksten Feierabendverkehr gegen den Strom.

Nach einem letzten Kebab schauen wir noch das Italien Spiel an (Bye Bye Italy).

Von Ahar geht's auf weißen Strassen (das sind die ganz kleinen) nach Norden zum einzigen Grenzübergang nach Armenien. Und nochmal werden wir belohnt: Einsame, kurvige Bergsträsschen ganz für uns alleine.

Im letzten Dorf vor der Grenze investieren wir unsere letzten Rials noch ein Abgusht und ein paar andere Kleinigkeiten. Dann geht's runter zum scharf bewachten Grenzfluss.

Die Ausreise verläuft langsam aber ohne Probleme. Die Iraner sind wie immer sehr nett und zuvorkommend: Von der Passkontrolle geht's zum Zoll, dann zur Ausreisekontrolle, zurück zum Zoll und schon (ca. 1h später) fahren wir über die Brücke nach Armenien.

Armenien: hier dürfen wir ohne Visum 180 Tage bleiben, aber der Grenzbeamte kontrolliert jeden unseren Pässe & Fahrzeugscheine 15 Minuten, dann durchsucht das Militär alle unsere Koffer und Packtaschen nach Waffen bevor wir am Ende vom Zoll nochmal auf Schmuggelware durchsucht werden. WOW, kein sehr herzlicher Empfang, von Effizienz mal ganz abgesehen. So dauert die Ein- und Ausreise insgesamt über 2h und wir sind fix & foxy vom rumstehen in der glühenden Sonne.

Zum Glück ist unser Ziel nicht mehr weit: Meghir ist die armenische Grenzstadt und nur wenige km entfernt. Unser Reiseführer (Lonely Planet ebook, erst gestern gekauft) listet genau ein B&B, das wir verzweifelt suchen, bis irgendwann ein Depner Gespann vor uns steht und der Fahrer erklärt er sei der Sohn von Marieta der B&B Mama und bringt uns gerne hin.

Zur Begrüßung gibt es gleich mal Armenischen Kaffee (der erste seit 26 Tagen), Süßigkeiten und später sogar noch ein Ararat Bier - köstlich. Zum Ausklang genießen wir noch das Argentinien Spiel im 'Biergarten' am Fluss mit einigen frisch gezapften Bieren, Flusskrebsen und Pistazien. Wir sind etwas aus der Bier-Übung und so ist der steile Heimweg nicht ganz einfach, aber wir kommen fröhlich nach Hause.


Made in Germany hält ewig

Telefonie und Internet im #Iran - ein paar Tipps


Wer im Iran ankommt wird schnell feststellen das man von den freundlichen Iranern immer wieder nach email, Telefonnummer und Facebook Kontaktdaten gefragt wird. Auch die Iraner selbst geben freizügig ihre Kontaktdaten heraus und ermuntern zum Anrufen, falls es mal Probleme oder Fragen gibt. Und wir haben in unserer Zeit im Iran dieses Angebot, insbesondere für Übersetzungen, gerne angenommen.

Dumm nur, wenn man keine iranische Telefonnummer hat. Denn Roaming im Iran mit deutschem Vertrag ist extrem teuer: 2,99 Euro pro Minute für Inlands- und Deutschland-Gespräche.

Dabei ist Telefonieren im Iran total billig. Selbst ein Gespräch nach Deutschland (Festnetz) kostet weniger als 10 Cent pro Minute.

Eine SIM Karte bekommt man in den meisten Handy & Telefonläden. Es gibt zwei große Anbieter: IRANCELL und MCI. Ich selbst hatte eine MCI Karte, würde aber heute IRANCELL empfehlen. Der Empfang scheint besser zu sein, die Karte ist weiter verbreitet und man bekommt leichter neues Guthaben. Guthaben Karten gibt es an fast jedem Kiosk oder kleinem Laden - einfach fragen oder am besten eine alte Rubbelkarte aufheben und zeigen.

Mobiles Internet beschränkt sich im Iran meist auf GPRS oder Edge. 3G hatte ich nirgens. Das erklärt auch warum Instagram nicht gesperrt ist - das funktioniert mit GPRS oder Edge eh nicht.

Dafür sind praktisch alle anderen Social Networks gesperrt, deren damit verbundenen Angebote (z.B. Picasa falls man es mit Google+ nutzt) und teilweise auch Blog-Sites, z.B. Blogger.com. Aber auch Amazon oder die Seite der Süddeutschen sind gesperrt (Spiegel online ist dafür zugänglich, verstehe einer das iranische Zensurministerium?).

Wie kommt man jetzt aber auf seine Facebook Seite, kann seinen Blog updaten, Tweets verschicken, etc?

Der einfachste Weg ist, man richtet sich vorher die Möglichkeit ein, per email zu bloggen, tweeten, etc. Email funktioniert eigentlich immer (allerdings hat GMX z.B. auch Probleme gemacht). Zusätzlich kann man noch Dienste wie IFTTT (IF-THIS-THEN-THAT) nutzen, die automatisch Facebook updates oder Tweets verschicken.

Für Twitter bietet sich Twittermail an. Hier kann man eine email Adresse einrichten und alles was man an diese schickt wird gleich getwittert. Das funktioniert auch über das mobile Netz ganz gut.

Wenn man vollen Zugriff auf alle Seiten haben will, dann muss man allerdings etwas investieren und zwar in ein VPN. Am besten richtet man sich bereits eines vor der Einreise in den Iran ein, da auch viele Seiten von VPN Anbietern gesperrt sind. Bei mir hat auch im Iran die Seite von www.privatinternetaccess.com funktioniert. Deren Service kosten $6,99 pro Monat und funktioniert perfekt - und das mit einer sehr guten Geschwindigkeit. Es werden verschiedene Accesspoints angeboten, so dass man wählen kann ob man mit deutscher, US, UK oder einer anderen IP anonym surfen will. Auch ist die Einrichtung auf dem Handy möglich. Allerdings hat die Verbindung bei mir nie funktioniert, wohl wegen der schlechten Bandbreite des Mobilnetzes.

Über zwei Pässe zum Kaspischen Meer


In unserem Golestan Garden bleiben wir 2 Nächte. Gleich morgens früh wandern wir zur Alamut Festung hinauf und geniessen in der Morgenkühle und Einsamkeit den Traumblick über die grüne Berglandschaft. Den Rest des Tages können wir dann zur Belohnung auf dem Diwan im Kirschgarten sitzen und uns die Bäuche mit den leckeren Kirschen vollschlagen.

Der weitere Weg Richtung Kaspisches Meer führt uns über Masuleh, welches als ‚picturesque mountain village‘ in der Karte steht. Auf dem Weg dahin erfahren wir, wie es ist bei heftigsten Windböen zu fahren, die aus immer wechselnden Richtung über uns dahinziehen (Nahe Sefid Rud Reservoir).

Der Ort Masuleh selbst ist so toll nicht. Wir sind morgens da, sind überrascht, weil schon so viele iranische Touristen da sind, und wir fühlen uns  wie die Hauptattraktion, da wir und unsere Bikes massenweise fotografiert werden.

Aber die Umgebung ist durchaus nett anzusehen, endlich mal grüner Wald und almige Berglandschaft. Von hier führt eine tolle Passtrasse hinauf auf ca. 2300m. Endlich mal ein Bergsträsschen wie es uns gefällt: Schmal, steil, kurvig. Sogar richtige Serpentinen gibt es. Der Kitzel wird noch dadurch gesteigert, das der erste Teil bis zum Pass und etwas weiter unbefestigt ist. So können wir unsere Schotter und Off-Road Erfahrungen weiter ausbauen. Die Wolken hängen kurz unter der Passhöhe, weshalb es am Ende noch etwas neblig wird. Das letzte Stück bis Khalkhal ist dann wieder asphaltiert, aber genauso schön kurvig. 

Jetzt trennt uns nur noch ein Gebirgszug vom Kaspischen Meer und  Hashtpar am selbigen.

Auch diese Strecke ist eine Bergstrasse vom feinsten, allerdings mit deutlich mehr Verkehr. Und wieder geraten wir in Nebel durch tiefhängende Wolken. Jetzt aber richtig dicke Suppe, wir sehen keine 10m weit und kalt wird es auch, die Temperatur ist nur noch 1-stellig.

Die Nebelwolken ziehen vom Tal hoch

Ralf machts vor wie es richtig geht


Interessanterweise halten es die Iraner nach wie vor für unnötig ihr Licht einzuschalten; vielmehr machen sie uns auch weiterhin durch Lichthupe darauf aufmerksam, dass wir mit Licht fahren, obwohl doch Tag ist….oh mann, wer soll das noch verstehen? Dabei haben wir sogar extra unser Warnblinklicht an, damit wir uns gegenseitig zumindest noch einigermassen sehen können.

Aber auch diese Kälte und den Nebel überstehen wir, so dass wir alsbald die vielen Kurven bis auf Meereshöhe (bzw. <0m NN) hinabgleiten können; die Temperatur steigt wieder, die Luftfeuchtigkeit auch, das Fahrverhalten der Iraner bleibt konstant wahnsinnig.

Bei Hashtpur schlagen wir unser Zelt am Tourist Beach auf, ein eingezäunter riesiger kombinierter Picknick- und Campingplatz, wo es auch ‚Chalets‘ zu mieten gäbe. Aber wir bevorzugen das Zelt und lauschen der ‚Meeresbrandung’. Wir werden hier erstaunlicherweise relativ wenig angesprochen, kriegen aber wie erwartet dennoch bald ein Süppchen und Obst zu essen geschenkt. Es ist nicht mehr so heiß, wie in der Wüste, allerdings richtig schwül, so wie es dem hier angebauten Reis gefällt. 

Ralf stürzt sich sogar in die Fluten des Meeres, wird aber gleich von einem Sittenwächter wieder rausgejagt, weil er wohl an einer Stelle schwimmen ging, die dafür nicht vorgesehen ist. Schwimmen ist ja strickt nach Männlein und Weiblein getrennt hier und dazwischen gibt es vieeel Abstand, damit man sich gegenseitig ja nix wegschauen kann.

Von hier geht’s über Astara (Azerbaidschanische Grenze) wieder aufs kühle Hochplateau nach Ahar kurz vor Tabriz, wo der letzte Übernachtungsstopp ist, bevor wir am 25.6. nach Armenien reisen werden (Grenzübergang Meghri). 

Wir haben nämlich den Plan, das letzte Vorrundenspiel der Deutschen mit richtigem Bier in der Hand zu gucken! 


Kerstin als Motorrad fahrende Frau ist wieder mal der Hit

Passt kaum auf's Moped, will aber ein Foto haben ....
Unser Lagerplatz am Meer

Das Kaspische Meer ... eigentlich nur ein sehr großer See



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Mittwoch, 25. Juni 2014

Schlecht geplant ist dennoch ganz gereist


Wer dachte, wir hätten diese ganze Tour zumindest was die Länder angeht, durchgeplant, kennt uns schlecht. 

Zwar hatten wir schon lange die Vorstellung vom Iran aus über Azerbaijan, Armenien und Georgien Richtung Europa zurückzureisen. Wegen der aktuellen Unruhen in der Ukraine haben wir schon vor Abfahrt entschieden von Georgien aus über die Schwarzmeerküste der Türkei nach Bulgarien zu fahren. 

Aber erst in Esfahan fällt uns auf, dass unser Detailplanungshorizont nie über Iran hinausgereicht hat. Deshalb sitzen wir hier also ohne Visum für Azerbaijan und ohne Kartenmaterial der Kaukasusregion, von einem Reiseführer ganz zu schweigen. Wobei der Reiseführer das kleinste Dilemma ist. Wir haben schliesslich auch erst in Van den (zugegebenermaßen schlechten und an vielen Stellen total veralteten) Reise Know How Führer von Iran als ebook gekauft; aber es gibt nicht wirklich besseres und aktuelleres über Iran.

Kein Problem, in Esfahan haben wir immerhin schonmal die Kaukasuskarte von Arno über den Kopierer gejagt…zumindest Teile dieser Region können wir nun wieder zusammenpuzzeln. Ein paar Teile fehlen. Das beweist: Das Kopieren einer Falt-Strassenkarte auf DINA4 ist nicht ganz trivial.

Das Visum für Azerbaijan könnten wir evtl. in Tabriz erhalten, allerdings haben wir uns inzwischen entschieden dieses Land nicht zu bereisen. Zum einen gibt es wohl teilweise bei Einreise mit Motorrad trotz CDP (Carnet) unnötige Diskussionen bzgl. Sicherheit in Form von Bargeld an der Grenze (Bargeld in einer Höhe, die wir nicht mal mit uns führen), zum anderen scheint (laut einigen Blogs anderer Reisender) dieses Land nicht wirklich viel attraktives zu bieten. 

Also fahren wir nach dem Alamut Tal gegen Schwarzmeerküste und dann weiter Richtung Tabriz und Armenien. 

Gut dass wir so planlos sind, da fällt das Umplanen gar nicht schwer.

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Samstag, 21. Juni 2014

Im Tal der Assassini

Nach zweitägiger Iron Butt Tour durch Wüste und wüste Landschaften nördlich von Yazd (Blog hierzu folgt mit WiFi ) ist unser Ziel heute das Alamut Tal, das Tal nördlich Tehrans wo früher die Assassini ihre Burgen und Festungen hatten.

Wir hören nicht auf die Ratschläge der Tankstellenkunden und nehmen nicht die Autobahn, sondern ein kleines Nebensträsschen das sich kurvig durch die Berge windet. Nach ein paar KM endet der Asphalt und es wird schottrig. Kein Problem für uns, wir haben ja inzwischen schon einige Offroad Erfahrung und von Ralf schon einiges gelernt.

Leider endet auch dieser schöne Weg viel zu schnell wieder auf einer Schnellstraße mit viel Verkehr und vor allem ohne Kurven. Die Iraner lieben es nämlich mehrspurige Straßen pfeilgerade durch ihr Land zu ziehen und können uns gar nicht verstehen, wenn wir das auf unseren Mopeds nicht toll finden.

Aber die Fahrt von Qazvin in das Alamut Tal entschädigt uns für die Atuobahnplackerei: 80km folgt eine Kurve der nächsten. Zuerst geht es auf über 2.000 Meter hoch, dann wieder ins Tal auf 900m und wieder hoch. Oben gibt es Obstgärten, vor allem Kirschen. Etwas tiefer dann Getreide und im Tal wird Reis angebaut. Genauso ändern sich auch die Temperaturen: Hatte es auf dem Pass 'kühle' 30 Grad, sind es im Tal schon wieder über 40 die uns unter unseren Protektoren, Helmen und Handschuhen zum schwitzen bringen. Die Fahrweise der Tehraner Wochenendausflüglern auf den schmalen Strassen hilft auch nicht gerade beim 'cool' bleiben.

Wir beziehen unser Lager im Golestan Garden: Zimmer mit Dusche (die wir nach drei Tagen wild Campen bitter nötig haben) und TV fürs Deutschland Spiel morgen.

Hier legen wir mal wieder nen Fahrruhetag ein, damit uns keine Hornhaut am Hintern wächst.

Burgenbau auf der Felsspitze

Ralf ist immer noch mit dabei

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Freitag, 20. Juni 2014

Worin unterscheidet sich eigentlich die Wüste vom Rest Irans?


Irgendwie denke ich die letzten Tage immer wieder an einen Song: '36 Grad und es wird immer heiße…’ was ein Wahnsinn. Darum fragen uns wohl auch viele Iraner (u.a. immer wieder die freundlichen Polizisten, die uns abwechselnd aus Jux und Dollerei anhalten, nur um mal mit uns Bikern zu ratschen), warum wir durch Iran reisen, hier sei es doch so heiß. Wo sie recht haben, haben sie recht, die Iraner.

Aber eins nach dem anderen. 
Das 4:0 gegen Portugal haben wir uns in Yazd natürlich nicht entgehen lassen; im Silk Road Hotel und Restaurant haben wir nach lecker Abendessen bei 0% Bier (mit Limonengeschmack, nix für mich; Constantin meint: schmeckt wie Radler ohne Bier) quasi gefeiert.

Ralf brütet schon hier den Gedanken aus, dass man doch mal durch die Wüste gefahren sein muss (er hat schon viele Wüsten passiert) und beim Frühstück entscheiden wir uns dann tatsächlich, unsere Route nach Norden mit einem ca. 600km Schlenker über Khur (Chur) durch die Dasht-e-Kavir (auf befestigter Strasse) zu würzen, um einmal eine Nacht in der Wüste zu verbringen. 

Weil es schon zu spät und zu heiß zum losfahren ist, brechen wir erst gegen 16 Uhr auf, obwohl es dann nur unwesentlich kühler wird. Wir fahren ca. 3 h, schlagen unser Camp unweit der Strasse auf (aber sichtgeschützt) und geniessen nachts den tollen Sternenhimmel.

Die 3 nächsten Morgende stehen wir schlauerweise frühmorgens auf, um jeweils zwischen 6.30 und 8 Uhr bei angenehmer Temperatur weiter nach Na’in und dann am Rande der Kavir Wüste nach Norden zu fahren. Die Wüstenlandschaft ist erstaunlich abwechslungs- und farbenreich und wir sehen tatsächlich nicht nur die Kamel-Warnschilder sondern eine Kamel-Familie in der Ferne ohne Kameltreiber. Sogar zwei halbverweste bzw. von Geiern gegessene große Tiere (ich tippe auf Rinder) liegen am Strassenrand, ganz so wie wir uns das in der Wüste vorstellen. Immer wieder passieren wir auch alte, verfallene Karawansereien, die mit ihren Türmen aussehen wie große Sandburgen die zu lange in der Sonne gestanden haben.

Wir passieren einige Oasen-Ortschaften, die teils sehr stereotypisch aussehen (Palmenhaine, Lehmhäuser, Türmchen, etc.).

Die schlimmste Mittagshitze verbringen wir ruhend im Schatten eines Baumes (sofern einer da ist) oder an einem der vielen Picknickpavillions.

Unsere Iron Butt Route führt in 3 langen Tagesetappen (max. 500km) ins Alamut Valley (siehe 'Im Tal der Assassini'). Unterwegs besichtigen wir das idyllische Bergdorf Abyaneh und eines der Bürgerhäuser in Kashan. Qom lassen wir großzügig rechts liegen; wir werden es überleben das Grab der Fatima nicht vor Ort besichtigt zu haben. Und obwohl wir spätestens nach der 2. Nacht offiziell nicht mehr in der Wüste sind, sieht es links und rechts entlang der Strassen arg wüstenhaft aus…keine Ahnung, was hier anders sein soll (ausser die dichtere Besiedlung) als in der richtigen Wüste. Erst am letzten Tag, beim Annähern an das bergige Alamut Tal wird es endlich grüner. 

Da Ralf uns bis hierher begleitet hat ist nun endgültig für ihn entschieden: er wird nicht wie ursprünglich geplant, durch Pakistan Richtung Indien fahren. Da haben wohl zu viele Leute abgeraten und die geringe Anzahl der insgesamt Reisenden in die Richtung war wohl letztendlich ausschlaggebend. Anscheinend sind in den letzten 30 Tagen nur 5 westliche Touristen(-paare) die polizeieskortierte Strecke durch Baluchistan gefahren. Und einen potentiellen Mitfahrer hat Ralf bis Yazd nicht gefunden. 

Auch gut für uns, er ist doch unser toller Übernachtungsplatz-Scout in der Wildnis.

Blick über Yazd

Yazd by Night

Unser Wüsten Camp

Verfallene Karawanserei in der Wüste

Drei im Sand

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Dienstag, 17. Juni 2014

Was es mit den Türklopfern im Iran auf sich hat...

Wenn man durch die historischen Städte des Iran streift, allen voran Yazd, fallen einem immer wieder die Türen auf, die in die Häuser und Höfe führen. Das besondere an den Türen sind die Klopfer. Davon gibt es traditionell zwei: Einen länglichen, der einen tiefen, kräftigen Ton erzeugt. Und einen geschwungen den einen höheren, sanfteren Ton beim anklopfen erzeugt. So konnte (und kann man immer noch) durch Klopfen ankündigen wer vor der Tür steht: Eine Frau (sanft) oder ein Mann (tief) und entsprechend konnten sich die Bewohner auf den Besuch vorbereiten, also bei einem Mann verschleiern oder die Damen des Hauses gleich in den für Gäste nicht zugänglichen Bereich bringen.

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Montag, 16. Juni 2014

Die Wüste lebt - ab durch die Wüste nach Yazd


Vorbei an den Felsengräbern von Naqsh-e Rostam und Pasargard, dessen Ruinen-Anlage wir in der Mittagshitze nur eines kurzen Blickes würdigen, fahren wir weiter nach Nord-Osten in die Wüstensteppe. Zwischenstopp mit Übernachtung machen wir am Rande der Steppe in Bazm nahe Bavanat, wo der emsige Bauer Abbas Barzegar den Trend der Zeit erkannt hat und seinen Hof in einem typischen Lehmdorf zu einem Gasthof mit 'organic food' umgewandelt hat. Wir verzichten auf die von ihm angebotene Tour zu einem Nomaden-Zeltdorf, von denen wir immer wieder welche im Vorbeifahren sehen und strecken hier auf dem schattigen Diwan nur noch alle viere von uns. Wir lassen uns inmitten der Enten, Schafe, Kaninchen, Kühen ... bei Wasserpfeife und leckerer Hausmannskost verwöhnen. Das einzige, was wir hier noch zu tun haben, ist als Erntehelfer für die leckeren weißen Maulbeeren zu agieren, die vom Baum geschüttelt werden und mit einem Tuch aufzufangen sind. 



Felsengräber von Darius und Xerxes

Maulbeerernete

Relaxen beim Wasserpfeife nach einem 'magical' Dinner
Von hier geht’s richtig in die Wüstensteppe, die nächsten 150km sehen wir nur noch flaches Gestrüpp und weite Weite und werden von starken Seitenwinden geschüttelt. Leider (oder zum Glück??) passiert keine Kamelkarawane unseren Weg, obwohl wir mehrfach durch Warnschilder auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht werden. 

Wie schon in Shiraz kommen wir auch in Yazd zur größten Mittagshitze gegen 14 Uhr an. Zum Glück haben wir schon das Kohan Traditional Hotel in einem der alten Häuser im (Lehm-)Gassengewirr der hiesigen Altstadt vorausgebucht, das auch recht gut ausgeschildert ist. 
Erst am späten Nachmittag wagen wir uns wieder vor die Hoteltür, um dieses Gassengewirr, das UNESCO Weltkulturerbe ist, weiter zu durchstreifen, die hiesigen Moscheen anzugucken; auch zum Bazar zieht es uns natürlich. Ich suche nach ein paar Meter einfachster Seide für einen neuen Seidenschlafsack, nachdem ich Dödel meinen (fast ganz neuen) in Bazm vergessen habe (heul….)…allerdings vergebens. Trotz Seidenstraße scheint Seide hier nicht mehr zu den gebräuchlichsten Stoffen zu gehören…dafür alle möglichen Mischgewebe und Brokat, was für hier definitiv zu warm ist. 

Abends treffen wir noch ein Landrover Weltumrundungspärchen aus der Schweiz und ratschen lange mit denen; darüber verpassen wir doch glatt das Fußballspiel der Schweiz, wobei es fraglich ist, ob das übertragen wurde, da zeitgleich die iranischen Herren in der Volleyball Weltliga ihr Spiel hatten. Immerhin sehen wir die ersten 3 Tore der Franzosen gegen Honduras. Heute Abend ist allerdings fest geplant, das Deutschland Spiel anzugucken. Ein Volleyballspiel gibt es gemäß meinen Recherchen heute nicht.


Windtürme in Yazd

Gassengewirr in der Altstadt von Yazd

Kuppel der Moschee
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Samstag, 14. Juni 2014

Persepolis - Eindrücke aus der gigantischen Palastruine


Persepolis - der Name klingt schon nach Antike, Königen, Weltreichen. Hier, kurz hinter Shiraz haben die Persischen Herscher Darius und Xerxes eine riesige Palastanlage gebaut, um die Größe ihres Reiches und ihrer Macht zu demonstrieren.

Leider blieb nach der Eroberung durch Alexander und den anschliessenden Brand nicht mehr viel stehen. Trotzdem vermitteln die verbleibenden Ruinen und das gewaltige Gelände einen Eindruck wie es hier mal ausgesehen hat.

Das Tor aller Nationen mit den riesigen, geflügelten Stieren

Xerxes ist allgegenwärtig, sieht aber ganz anders aus als in '300'

Löwe reißt Stier - das symbolisiert das Persische Neujahr zur Tag & Nacht Gleiche


Shiraz - so heiß war's noch nie


Weiter geht’s nach Shiraz…wobei wir eine Landschaft durchfahren die durchaus den Ruf Shiraz als Toskana von Iran rechtfertigen lässt. Auch das Thermometer lässt inzwischen an die Toskana denken…beständig klettert meine Temperaturanzeige bis auf 36°C. So lange wir noch in Bewegung sind kein Problem. 

Ralf und ich warten schweißüberströmt an einer der leeren Straßen in Shiraz Zentrum (es ist Donnerstag….Wochenende und dann noch Siesta Zeit!) bis Constantin die Hotelsuche abgeschlossen hat, bevor wir im günstigen Zand Hotel einchecken. Nach der Siesta erkunden wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, Vakil Moschee und Bazar. Der Bazar ist wirklich ganz anders als der in Esfahan, ein kuppel-überdachtes Gassenlabyrinth aus dem wir kaum mehr rausfinden.

Noch schwieriger als aus dem Bazar rauszufinden ist es, ein Restaurant zu finden. Zwar gibt es überall Läden, die alles mögliche verkaufen, und auf den Straßen ist die Hölle los, aber letztendlich landen wir halt doch wieder in einem Fast Food Lokal, um (wie immer) Kebab zu essen. Bzgl. Kulinarik hat der Reiseführer ausnahmsweise mal recht: die Auswahl in den Restaurants ist extrem beschränkt…die feine persische Küche gibt es wohl tatsächlich nur, wenn man privat isst.

Am Freitag geht es nach dem Frühstück noch zur Khan Religionsschule und zum Baq-e-Narenjestan, ein hübscher alter Stadtpalast. Beides ist geöffnet, entgegen der Meinung einiger netter Iraner, die uns jeweils versichern, dass alles geschlossen ist, ausser die Schreine einiger Persönlichkeiten, die wir aber gar nicht angucken wollen…gut dass wir nicht alles glauben, was man uns hier erzählt. 

Gegen Mittag ziehen wir ins 40km entfernte Persepolis ins Tourist Inn Complex um.

Erst am späten Nachmittag marschieren wir bei den Ruinen ein, um uns in Ruhe und bei angenehmerer Temperatur dem Bann der alten Steine hinzugeben. 

Gebetssaal der Vakil Moschee in Shiraz

Kerstin's schickes Kopftuch war nicht genug, ein Chador muss getragen werden

Eine Tür geht auf und dahinter wimmelt der Bazar

Der schiefe Turm von Shiraz

Mittwoch, 11. Juni 2014

Ein Blog aus der Wildnis

Nach vier Luxusnächten in Isfahan geht es heute wieder auf die Piste in Richtung zum nächsten Highlight: Shiraz.

Wir wollen die Strecke auf zwei Etappen machen über Nebenstraßen.

Leider ist bei der ersten Tankpause nach knapp 130km erstmal Schluss: Ralfs KTM verliert Öl.

Wiedereinmal finden sich im nahegelegenen Autoschrauberviertel schnell helfende Hände. Das Problem ist schnell lokalisiert: Der Ölfilter ist nicht dicht. Wegen fehlender passender Dichtungen werden schnell Papierdichtungen zurecht geschnitten. Als Dichtungsmasse muss Uhu herhalten.

Kerstin und ich helfen so gut es geht, kümmern uns aber eher um die vielen neugierigen Zaungäste und beantworten geduldig die immer gleichen Fragen: woher kommt ihr? Was sind das für Motorräder? Was kostet das Motorrad? Was arbeitet Ihr? Wie gefällt euch Iran usw. Dafür werden wir auch mit Tee und Erfrischungsgetränken versorgt.

Nach gut 4 Stunden und unzähligen Dichtungen ist die KTM soweit dicht, das wir weiterfahren können.

Wir schaffen noch gut 80km durch wunderschöne Berglandschaften, bevor wir hinter einer verlassenen Tankstelle unser Camp aufschlagen und Spaghetti kochen.

Ralf und der clevere Mechaniker beim Schrauben

Kerstin wird derweil mit Tee versorgt

Wer glaubt im Iran gibt es keine Tuningszene liegt auch falsch

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Blogged by Phoney

Esfahan - wahrlich eine Perle des Orients


Während Ralf sich über sein Motorrad ärgert und um seine Weiterreise bangt, besichtigen wir die Sehenswürdigkeiten der Stadt…und es ist wirklich sehr hübsch hier: Der Große Platz, Meydan-e-Imam, mit seinen 2 Moscheen, dem Ali Qapu Palast und dem Haupteingang zum Bazar ist gigantischen Ausmaßes. Dann gibt es noch die vielen weiteren Moscheen, z. B. die größte Freitagsmoschee (Djameh) - wunderschön -, die Brücken über den ausgetrockneten Fluss, die alte armenische Erlöserkirche (Vank-Kirche) voller Bibelmalereien, und all die Stadtpaläste mit großen Gartenanlagen drumherum…an 2 Tagen kaum zu erkunden, insbesondere weil in der größten Mittagshitze unbedingt Siesta angesagt ist. Darum bleiben wir 3 volle Tage (4 Nächte) hier und lassen uns nicht stressen.
 
Bei Ankunft im Hotel haben wir noch den Pensionär Arno aus Ulm kennengelernt, der alleine mit dem Motorrad unterwegs ist. Mit ihm und teils mit Ralf (insbesondere Abends) widmen wir uns unserem Touristenprogramm. Erstmalig in Iran sehen wir in Esfahan auch mal andere ausländische Touristen (u.a. 4 Stuttgarter mit Jeep, 2 Schweizer Familien mit VW Bus und natürlich die unvermeidliche chinesische Reisegruppe die immer lautstark in die stillen Moscheen stürmt und knipst), wenn auch bei weitem nicht in den Mengen, die wir hier erwarten könnten. So können wir alle Sehenswürdigkeiten meist in aller Ruhe und drei- (bzw. vier-)sam genießen.

Ralfs Motor wurde inzwischen von den iranischen Schrauben komplett zerlegt, etliche Lager erneuert (teilweise wurden Ersatzteile besorgt, andere Teile wurden selbst hergestellt) und wieder zusammengebaut. Letzter Stand ist: Der Motor läuft wieder rund und die Probefahrt lief zufriedenstellend.

Mal gespannt, ob er uns auf unserer Weiterfahrt am Mittwoch Richtung Shiraz begleiten kann. Wir würden uns freuen.

Hier mal einige Eindrücke der letzten drei Tage:

Einer der schönsten Mehrab im Iran in der großen Freitagsmoschee


Die Gebetsteppiche liegen schon bereit zum Mittagsgebet

Ralf, Arno und Kerstin im Park

Bunte Fliesen am Hasht Behesht

Die Kuppel der Lotfollah Moschee

Die Brücke Pol-e Khadjou (leider ohne Wasser, der Fluß ist trocken)


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Aktuelles

Italien 2021-III: Faszinierendes Genua

Faszinierendes Genua Von den einsamen höhen im Piemont geht es direkt in die geschäftige Hafenstadt Genua, die uns mit ih...