Sonntag, 16. April 2017

Quer durch den Balkan - Teil 8: Mostar und die einsamen Weiten von Bosnien


Mit reichlich Tipps für den Stadtbummel durch Mostar ausgestattet machen wir uns zu Fuß auf den Weg. Uns erwartet eine quirlige Altstadt, die sich voll und ganz auf den Tourismus eingestellt hat. Überall gibt es Souvenirs, Cafés und Restaurants. Allerdings konzentriert sich alles auf die wenigen Strassenzüge rund um die berühmte Brücke die bereits restauriert sind. Aber auch hier sieht man immer wieder die Wunden des Bosnien Krieges: völlig zerstörte Häuserruinen und von Einschüssen übersäte Fassaden.

Die Stari Most - die berühmte Alte Brücke von Mostar wurde wieder original getreu aufgebaut. Und von oder vor der Brücke kann man den Brückenspringern zuschauen, die sich hier vom höchsten Punkt 12 Meter in die kalte Neretva stürzen. Das Ganze läuft so ab: Die Springer sammeln von den Touristen so lange Geld ein, bis 25 Euro zusammen sind, dann springt einer runter und das ganze geht von vorne los. Sollte man übrigens nicht nachmachen: unser Herbergsvater erzählte von einem englischen Touristen der das nachgemacht hat - 2 Tage später hat man ihn dann wieder gefunden.

Am besten kann man die Brückenspringer von einem Café am Strand der Neretva sehen. Dort kann man bei frisch gezapftem Bier den kompletten Sprung verfolgen. Auf der Brücke kann es schon sehr voll werden.


Der Restaurantempfehlung unseres Herbergsvater folgen wir nicht. Als wir die kostümierten 'Empfangsdamen' sehen, beschliessen wir schnell das uns das für heute zu viel ist. Wir schlendern stattdessen wieder zurück und wollen in der der Nachbarschaft des Hotels etwas suchen. Die Gegend ist vor allem Wohngegend und auch hier sieht man die Narben des Krieges. Zum Beispiel kommen wir an einem Friedhof vorbei, mitten im Wohngebiet und auf jedem Grabstein steht als Todesdatum '1992' - etwas mulmig wird es uns da schon.
Seltsame Souvenirs in Mostar

Aber unsere Entscheidung ausserhalb des Altstadtrummels ein Restaurant zu suchen wird belohnt: Wir finden das 'Liska' - ein unscheinbares Restaurant, das aber einen wunderbaren Garten hat, einen tollen Holzkohlegrill und einen super Service. Eigentlich wollen wir ja nur eine Kleinigkeit Essen und das in einer Ecke aufgebaute Keyboard inkl. grosser Boxen bestätigen uns erstmal in dieser Absicht. Als der Alleinunterhalter gegen später dann allerdings loslegt und eine bosnische Weise nach der anderen vorträgt und die anderen Gäste mit einstimmen .... ist das einfach wunderschön und wir bestellen noch eine Runde, und noch eine und noch eine ....

Am nächsten Morgen geht's weiter Richtung Kroatien. Unser Ziel für heute sind aber erstmal die Wasserfälle von Una. Der Weg dorthin wird eine der längsten Tagesetappen unserer Tour. Eigentlich wollten wir auf dem Weg nochmal Zelten, aber der angestrebte Campingplatz sagt uns nicht zu und so heißt es weiter. Weiter durch eine nicht enden wollende Landschaft in der wir nur in regelmäßigen Abständen an verlassenen Ruinen vorbeikommen - aber keine Dörfer, Tankstellen oder Rastplätze. Fast drei Stunden lang begegnet uns keine Menschenseele. Gerade als ich mir langsam Sorgen mache um den Sprit, taucht im Navi eine Tankstelle auf. Zu unserem Glück mit angeschlossenem Trucker-Café. Nach einer Pause und vollgetankt geht es weiter, wir haben noch gut zwei Stunden vor uns.

Ziemlich erschöpft kommen wir am Autokamp Luv an. Dort werden wir aber gleich mit offenen Armen, Bier und Essen empfangen: Die Besitzer haben gerade Besuch aus Deutschland und wir sind am Tisch gleich herzlich willkommen. Es gibt Hühnchen und Fisch vom Grill, leckeren Salat und kühles Bier. Was will man mehr. Heute Nacht werden wir mit Sicherheit keine Schlafprobleme haben.

[Fortsetzung folgt mit Kroatien]

Freundlicher Empfang im Autokamp Luv

Den Zeltplatz hatten wir fast für uns

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blogged by Phoney


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